Montag, 27. September 2010

Besuch in Kumi

Kumi, 27.09.10
Mittwoch und Donnerstag lassen sich in einem Satz abhandeln: Wir haben nichts gemacht außer gelesen, Film geguckt oder Schach gespielt.
So, dass war Mittwoch und Donnerstag.
Freitag waren wir dafür wieder in den überfluteten Gebieten und haben diesmal in Zweiergruppen die einzelnen Dörfer abgeklappert. Wir sind zu jedem einzelnen Haus gelaufen und haben die Leute gefragt, was durch die Überschwemmungen zerstört wurde. Bei allen sind Teile der Ernte oder sogar die ganze Ernte verfault, bei einigen sind die Häuser zusammen gebrochen und bei anderen sind die Toiletten übergelaufen/zusammen gebrochen und somit auch unbrauchbar.
In den Dörfer konnte man dann doch richtige Armut sehen, und jetzt weiß ich auch warum hier mehr als 80% der Leute von weniger als 1€ pro Tag leben. Diese Leute findet man nicht in der Stadt, sondern auf dem Land.
Meist hat eine Familie, abhängig von der Kinderzahl, 1-4 Lehmhütten in denen sie wohnen und leben und verschiedene Cassava, Kartoffel und/oder Maisfelder um das Haus herum.
Es gibt weder Strom noch Wasser, geschlafen wird meistens auf alten Matratzen auf dem Boden und zum Mittagessen gibt es auch schon Mal nur Beeren.
Die Distanz zur nächsten Familie kann hier auch Mal 1, 2 km betragen, sodass wir 5 Stunden gelaufen sind und an die 75 Haushalte erfasst haben.
Abends haben wir dann noch Besuch von anderen Freiwilligen aus Torroro, Iganga und Busia bekommen, sodass wir das Wochenende über 8 Leute waren und somit auch unsere Kapazitäten ausgelastet waren. Das ganze war ein wenig improvisiert, sodass z.B. jeder sein eigenes Besteck mitbringen musste, da wir nur im Besitz von 4 Essutensilien sind. Als Teller musste dann Schüsseln herhalten oder auch ab und zu die Pfanne.
Samstag morgen waren wir auf dem Wochenmarkt und haben für uns eingekauft. Ich habe auch einen „Pot“ und „Tubes“ zum local brew trinken erstanden, der dann am Abend zum Einsatz kommen sollte. Aber irgendwie kam alles anders. Aber dazu später mehr.
Auf dem Markt sind wir mit unserer Gruppe von 8 Weisen doch schon stark aufgefallen und waren auch das Gesprächsthema des ein oder anderen Klatsches, wie man nachher erfahren konnte.
Nachmittags waren wir bei den Nyero Rockpaintings, die in der Nähe von Kumi sind.
Die Rockpaintings sind, meiner Meinung nach, nicht so spannend, allerdings ist die Landschaft einfach nur wunderschön. Die meiste Zeit sind wir also auf den Felsen herum geklettert und ich habe meinen ersten Affen in freier Wildbahn gesehen!!!
Jetzt zu der Sache mit dem local brew, dass eigentlich für Abends zu Hause geplant war.
Auf dem Rückweg haben Tim und ich noch Wasser geholt und sind mit ebendiesem dann zu unserem Haus gelaufen, dass ja bekanntlich neben einem der örtlichen drinking points liegt, als wir eingeladen wurden, der dort konsumierenden Gruppe beizutreten. Ich kannte zwei der sich dort Erfreunden, also sind Tim und ich der Einladung nachgekommen.
Etwas später, so ca. 60 Minuten, wurde dann angeregt, dass die anderen Musungus doch bitte auch der lustigen Gesellschaft beitreten mögen, anstatt sich im Haus zu verstecken und das local brew, übrigens Ajun genannt, dort zu sich zu nehmen.
Gesagt getan; und somit haben wir unsere frisch erstandenen Trinkutensilien noch nicht ausprobiert sondern die schon Erprobten von nebenan weiter erprobt.
Sonntag morgen sind wir dann mit dem „Taxi“, auch angeblich Matatu genannt, nach Mbale gefahren, um dort schwimmen zu gehen. (Sagt man hier Matatu, wird man nur dumm angeguckt, also glaubt nicht alles, was im Internet oder Reiseführern steht...)
Die Fahrt war wirklich afrikanisch.
1. Das Taxi konnte leider nicht mehr von alleine anfahren, sodass man es immer anschieben musste.
2. Leider sind wir so dicht an einem Jeep vorbeigefahren, dass beide Autospiegel zu Bruch gingen und durchs Taxi flogen.
3. Ist das Taxi bestimmt 5 mal mit der Karosserie aufgesetzt und
4. musste der Fahrer alle 20 km anhalten, die Vordersitze, unter denen sich der Motor befindet, hochklappen, einen Schlauch abziehen und mit dem Mund Motoröl oder Benzin oder was weiß ich ansaugen. (Bestimmt sehr gesund...)
Die Fahrt hat dann auch nur zwei anstatt einer Stunde gedauert.
In Mbale sind wir zum Hotel gefahren, in dem der Pool sein sollte, mussten dann aber leider feststellen, dass der Pool geschossen war. Der Strom für eine Pumpe ist ausgefallen und das Wasser war daher grün und anscheinend auch dreckig.
Im Hotel ist der dortige Musungu Treffpunkt, sodass ca. die einzigen Dunkelhäutigen dort Personal sind. Ein wirklich komisches Gefühl, einen Ort zu betreten, an dem fast ausschließlich Weiße sind.
Im Hotel konnte man auch zu europäischen Preisen europäisches Essen bekommen allerdings nicht in europäischer Qualität, sodass wir ca. unser Essensgeld von 3 Tagen für eine Pizza oder ein Steak ausgegeben haben, dass nicht einmal den Erwartungen entsprach.
Während meines Aufenthaltes im Hotel bekam ich einen Anruf von Okou (gestrige abendliche Gesellschaft) wann ich den wieder am heutigen Tage in Kumi sei und ob ich nicht Lust hätte, wieder beim drinking point vorbeizuschauen. Naja, genau das habe ich dann abends getan...

Heute morgen haben wir uns auf morgen Morgen vorbereitet, denn dann werden wir wieder in die überfluteten Gebiete fahren und dort Hilfsgüter austeilen. Also haben wir heute morgen die Listen nochmal abgeschrieben und dabei differenziert, welche Familien stärker betroffen sind, da ihre Häuser zusammengebrochen sind und welche Familien „nur“ verlorene Ernten zu beklagen haben.
Das Abschreiben von 240 Namen (pro Person) inkl. Alter, Geschlecht, Volksstamm und Stadt hat dann auch den ganzen Vormittag in Anspruch genommen.
Nachmittags sollte das Volleyballfeld aufgebaut werden, aber da wir auf Teo, die hiesige Freiwillige warten mussten, waren wir zu spät, sodass wir die Handwerker verpasst haben und das Feld somit heute nicht aufgebaut wird...
Das war es erst mal wieder von mir, schöne Grüße ans geordnete und pünktliche Deutschland.

Edit: Wir haben die Handwerker gar nicht verpasst, die Handwerker kamen nur 2 Stunden zu spät.
Also steht der Volleypitch jetzt!

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