Dienstag, 9. August 2011

Und zu guterLetzt noch einmal

Entebbe, 09.08.2011

Da ich mich in weniger als 24 Stunden schon nicht mehr auf dem afrikanischen Kontinent befinden werde ist dies hier der letzte Blog Eintrag aus Uganda.
In den letzten 20 Tagen ist mal wieder viel passiert und ich werde mich bemühen die Geschehnisse kurz zufassen; auch mir zu liebe, da ich schreibmüde bin, aber trotzdem finde, der Vollständigkeit halber sollten auch die letzten Wochen noch im Blog Erwähnung finden.

Also da angefangen, wo ich letztes mal aufgehört habe: Gulu mit Lukas.
Der erste Eindruck Gulus war von Regen und Kälte geprägt, ansonsten ist die Stadt eine von vielen Ugandas. Auf Grund unseres etwas engen Zeitplans sind wir nur zwei Nächte dort geblieben, was allerdings auch nicht allzu schade war, den sonderlich viel kann man in Gulu nicht unternehmen.
Nachdem wir uns über eine Stunde um ein vernünftiges Frühstück bemüht hatten und schließlich auch fündig wurden haben wir uns auf dem Weg zum Baker Fort gemacht. Dieses befindet sich gut 30 km außerhalb vom Gulu und natürlich kannte der Boda Fahrer den Ort: „I know this place very well“!
Nachdem wir dann nach 40 minütiger Fahrt von der Straße auf einen Feldweg eingebogen sind, den ich in Deutschland noch nicht einmal zu Fuß betreten würde, und dieser immer schlammiger und zugewachsener wurde, stellten sich uns dann doch die ersten Fragen bezüglich der Richtigkeit des Weges.
Allerdings war der Boda-Fahrer immer noch Überzeugt davon, dass wir gleich ankommen werden, also ließen wir ihn gewähren. Als der Weg dann in einem Feld endete ging es zu Fuß weiter, unterstützt von einem lokalen Bauern in Richtung eines Berges. Da kein Weg vorhanden war ging es quer Feld ein durch 2-3 Meter hohes Elefantengras. Natürlich waren Lukas und Ich gut für so ein Unterfangen ausgerüstet mit unseren Flip-Flops und kurzen Hosen, sodass wir schon nach wenigen Metern zahlreiche keine Schnitte und Wunden an unseren Beinen hatten. Nach ca. 10 Minuten Kampf mit dem afrikanischem Buschwerk stellte sich dann heraus, dass wir natürlich nicht am Baker Fort sind und wir einfach der Straße hätten weiter folgen müssen.
Immerhin hat man so ein gutes Bild davon gekriegt, warum die LRA so lange im Norden Ugandas aktiv war: bei der Bepflanzung sieht man jemanden nicht einmal, wenn er zwei Meter von einem entfernt steht.
Nach noch einem weiteren kleinen Verfahrer sind wir dann schließlich doch am Bakers Fort angekommen und wurden für ein kleines Eintrittsgeld herumgeführt.
Das Fort wurde von den arabischen Sklavenhändlern erbaut und später von Simon Baker eingenommen und ausgebaut. Alles in allem eine ganz nette Landschaft und ein netter Ort.
Am nächsten Tag ging es dann Richtung „Westnile“ nach Arua, wiederum nur für zwei Nächte, wiederum nicht schlimm, da man in Arua noch weniger machen kann als in Gulu.
Das einzig spannende in Arua ist der Markt, der mit zu den größten Ugandas zählt, ein Äthiopisches Restaurant (endlich mal Abwechslung von Matoke, Posho und co.) und lauter Frauen die am Straßenrand sitzen und Marungi/Kat verkaufen.
Von Arua aus ging es nach Entebbe (eine Tagesreise), wo wir noch einen Tag mit nichts erwähnenswertem verbracht haben. Dann ging es für mich auch schon wieder zurück nach Kumi und für Lukas zurück nach Deutschland.

In Kumi haben wir noch einige Sachen für die Arbeit wie z.B. Berichte beendet und Samstags hatten wir unsere Farewell Party. Diese wurde von den Freiwilligen für uns organisiert und es waren um die 60 Leute anwesend, von denen wir einige nicht einmal kannten.
Es wurden Reden gehalten, gegessen, getrunken, Geschenke übergeben und getanzt bis spät in die Nacht. Ein wirklich schöner Abschied von der Zeit in Kumi mit fast allen Leuten, mit denen wir in dem letzten Jahr etwas zu tun hatten.
Sonntags Nachmittags sind wir zur Ngora High School gefahren, um uns dort zu verabschieden. Neben den sporadischen Reden haben wir einen Baum gepflanzt, der jetzt quasi uns gehört und nach dem wir uns in Zukunft immer erkundigen sollen und ein traditionelles T-Shirt (in XL) gekriegt.
Abends ging es dann in die Parish, schon wieder auf Wiedersehen sagen. Angenehmer Weise ging es erstaunlich informell zu und die Reden haben sich auf zwei und auf wenige Worte beschränkt. Stattdessen gab es wie immer gutes Essen, ich habe zum letzten Mal local brew getrunken und es wurde viel geredet und gelacht.
Montags haben wir noch unseren letzten Bericht zu Ende geschrieben und angefangen unser Haus aufzuräumen. Am Dienstag eben dies fortgesetzt und uns Mittags mit unseren Deutschstunden getroffen um Pfannkuchen zu machen und ihnen Zertifikate zu überreichen. Allerdings konnte Julius nicht kommen, da er in sein Dorf musste, da drei seiner Brüder um Land gekämpft haben mit dem Resultat, dass zwei im Krankenhaus gelandet sind, einer mit einer Machete im Kopf, der anderer mit einer Axt im Arm. Hier werden Streitigkeiten immer noch weniger zimperlich ausgetragen...
Mittwochs haben wir den Hausputz vollendet, uns Mittags bei Reuben und seiner Familie verabschiedet und Abends noch ein letztes Mal in Kumi bei Ben gegessen.

Am Donnerstag ging es dann nach Mukono zu unserem Abschlussseminar vom Uganidschen Roten Kreuz. Tagsüber war es immer recht anstrengend und Nerven aufreibend, dass ganze Programm nochmal zu diskutieren, vor allem, da die ugandische und deutsche Sicht auf einige Themen doch schon ziemlich auseinander schweifen, dafür waren die Abende aber immer amüsant.
Nach dem Seminar sind Tim, Stefan, Eike und ich noch für eine Nacht nach Nkokonjeru zu Carsten gefahren, da wir alle vier noch nie dort waren. Dort haben wir dann abends gepokert und ein,zwei letzte Biere zusammen genossen.
Sonntags ging es dann nach Entebbe, allerdings sind wir gestern nochmal nach Kampala gefahren um ein paar Dinge einzukaufen und den Freiwilligen in Kampala Tschüss zu sagen.

Und momentan sitze ich wieder in Entebbe und genieße meinen letzten Tag in Uganda. Heute Abend gegen 12 Uhr werden wir uns Richtung Flughafen bewegen um dann morgen Nachmittag in Frankfurt zu landen (falls die Fluglotsen nicht streiken).

Das war dann wohl mein Jahr Uganda, mit einigen kleinen Hindernissen, aber im großen und ganzen ein super Jahr, dass mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Also bis die Tage, wenn man sich mal wieder von Angesicht zu Angesicht sehen kann und noch schöne Ferien.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Und noch ein letztes mal Besuch

Kumi, 20.07.2011

Nach längerer Zeit Ruhe und wenig Neuigkeiten heute mal wieder etwas mehr aus Uganda:
Wie bereits erwähnt ist Lukas am 28.06. in Entebbe angekommen und natürlich habe ihn dort abgeholt. Am nächsten Tag ging es direkt nach Banda, eine kleine Insel der Ssese-Island Inselgruppe. Der Transport dorthin war, wie fast immer in Uganda, zeitaufwendig und wenig komfortable. Vom Hafen zum Boot ging es auf den Schultern eines „Porters“, samt Rucksack und Einkäufen, und mit dem Boot dann drei Stunden lang bis nach Banda.
Das Resort liegt abgelegen auf einer Seite der Insel, durch einen Regenwald vom Fischerdorf auf der anderen Seite der Insel abgetrennt. Dementsprechend ruhig und entspannt war es dort auch, vor allem, da wir die einzigen Gäste waren. Neben am Strand liegen, Karten spielen und Bananenschnaps trinken (60 % Alc.) bietet Banda eine wunderschöne Landschaft, aber ansonsten nicht viel an möglichen Aktivitäten.
Nach zwei Nächten ging es dann wieder via Boot zurück und anschließend nach Kampala. In Kampala haben wir dann übernachtet, da es schon zu spät für die Weiterfahrt war.
Am nächsten Tag ging es dann Richtung Fort Portal zu Markus und Elisa. Am Abend dort angekommen haben wir auf unsere Verschnaufpause verzichtet und uns direkt zu einem ugandischen Konzert aufgemacht, dass allerdings nur als Hintergrundmusik überzeugen konnte und der weitere Aufenthalt für den Abend dann in eine Bar verlegt wurde.
Am Sonntag hatten Lukas und ich eigentlich vor einige Höhlen in der Nähe von FP zu besuchen, allerdings war es den ganzen Tag nur am regnen, sodass wir den Tag zusammen mit Elisa und Markus bei Gesellschaftsspielen und Lesen verbracht haben.
Da das Wetter am nächsten Tag wieder mitspielte konnten wir am Montag zum Lake Nkuruba fahren, einem Kratersee in der Nähe von FP. Dort ging es durch den Regenwald spazieren, Affen füttern und vom „Top of the world“, einem Aussichtspunkt, die Landschaft bestaunen. Abends haben wir zusammen mit Elisa und Markus den Sonnenuntergang hinter dem Rwenzori Gebirge angeschaut, unspektakulär, und ein sehr kommunikatives Abendessen gehabt. Da die beiden das Restaurant in dem wir waren auch nicht kannten, haben wir vier verschiedene Gerichte bestellt und munter untereinander getauscht. Trotz nur mittelmäßigem Essen ein relativ spaßiges Unterfangen.
Den Folgetag saßen wir nur im Bus bzw. Taxi, da wir nach Jinja zu Stefan gefahren sind.
In haben wir die typischen Sehenswürdigkeiten, Source of the Nile und Bujagali Falls, besichtigt und sind am Freitag nochmals nach Kampala gefahren um einzukaufen.
Samstags ging es dann Richtung Osten zu den Sipi Falls, von denen wir auch direkt am Nachmittag den Hauptfall besichtigt haben. Während der Trockenzeit war dieser wenig imposant und leicht zu erreichen, momentan allerdings ist der Wasserfall sehr beeindruckend. Das letzte Stück des Weges ist auf Grund des Sprühregens komplett schlammig und wir konnten es nur barfuß bewältigen, da man mit Schuhen nur geschlittert und gerutscht ist. Steht man dann nahe des Falls selbst ist man nach ca. 20 Sekunden klitschnass, da dass Wasser mit solcher Wucht aufkommt, dass ein Teil fast senkrecht in alle Richtungen davon spritzt, und man kann sich wegen des Tosens kaum unterhalten.
Am nächsten Tag wurden noch die anderen beiden Fälle erkundet und anschließend ging es nach Kumi.

In Kumi stand ganz normales Arbeiten auf dem Plan, bei dem Lukas involviert wurde. Montag Morgen fand das Wochenmeeting (mittlerweile regelmäßig;harter Kampf) statt und Nachmittags haben wir an einer Grundschule Mitglieder registriert.
Dienstag morgen stand für Tipi-Taps werben und Termine für die Konstruktion festlegen auf dem Plan, vor allem an Orten in der Stadt an denen Hygiene eine wichtige Rolle spielt, wie z.B. Trink- und Essgelegenheiten.
Am Nachmittag hat Eike die Deutschstunden übernommen und Lukas und ich konnten Wilson besuchen fahren. Immer wieder sehr nett und beeindruckend für Lukas, wie das ugandische Landleben so aussieht.
Was am Mittwoch Morgen passiert ist fällt mir gerade nicht mehr ein (anscheinend hat mein Gedächtnis hier gelitten), aber Nachmittags haben wir wieder Schüler registriert, die dem Roten Kreuz beitreten wollten.
Donnerstag haben wir morgens die Tipi-Taps gebaut, für die wir am Dienstag geworben haben, und uns anschließend bei einem Festmahl bei Ruben gestärkt. Nachmittags haben dann Lukas und ich, als kleine Revanche, die Deutschstunden übernommen.
Freitags ging es wieder Tipi-Taps bauen, da uns Leute in der Stadt angesprochen haben, ob wir für sie auch eines konstruieren können und Nachmittags sind Lukas und ich erst nach Ngora gefahren um Briefe für den Briefaustausch abzuholen und anschließend haben wir noch einen Abstecher bei den Rockpaintings gemacht. Für mich das fünfte mal dort, aber trotzdem immer wieder eine beeindruckende Landschaft!

Samstag waren wir dann den ganzen Tag der Priesterweihe von Father Julius, zu der wir eingeladen wurden und die in Kumi stattfand. Father Julius wurde zum Priester (katholischen Gemeinde) und drei weitere Kandidaten zu Diakonen geweiht. Auf Grund unserer guten Kontakte zu Father Deo und Father John waren wir direkt (mal wieder) Ehrengäste und durften beim Klerus sitzen. Und ja, auf den Platzschildern stand wirklich Klerus. Die Weihe war eine riesige Veranstaltung mit über 2500 Gästen, einer Ministerin, dem Bischof und allen Priester aus der Diözese Soroti.
Die Messe an sich ging vier Stunden, immer abwechselnd in Ateso und Englisch, und wurde durch einen wirklich guten Chor und tanzende Kinder ein wenig abwechslungsreicher gestaltet. Nach der Messe stand „cutting of the cake“ auf dem Plan, in Wahrheit waren es ca. sieben Kuchen, und anschließend wurden Geschenke an den frisch geweihten Priester und die frisch geweihten Diakone übergeben. Unter diesen Geschenken befand sich wirklich alles: von Kohl über Matratzen und einem Fahrrad bis hin zu Ziegen und Hühnern.
Anschließend wurde gegessen und danach getanzt und getrunken, natürlich hauptsächlich lokal brew.
Sonntag war dann die „thanks giving mass“, also die erste Messe des neuen Priesters, die auf dem Grundstück seiner Eltern (und somit auch seinem Zuhause) stattfand. Natürlich waren wir wieder Ehrengäste und haben vor der eigentlichen Messe noch mit den Priestern zusammen Leber gegessen. Die Messe an sich war dieses mal komplett auf Ateso, ging auch wieder vier Stunden, war aber trotzdem nicht langweilig. Während der Messe wurden um die 20 Kinder und Erwachsene getauft, sechs Erwachsene gefirmt und acht Paare verheiratet. Warum auch Erwachsene getauft und gefirmt wurden ist ganz einfach: es waren die gleichen, die auch kirchlich Heiraten wollten, allerdings noch nicht getauft waren. Also hat man gleich alles in einem Abwasch in einer Messe gemacht.
Anschließend wieder das gleiche Programm wie am Tag zuvor, Cutting of the cake, Geschenke, Essen und dann Tanzen und Trinken. Da Eike und ich auch ein kleines Geschenk übergeben haben wurden wir als Dankeschön auch direkt gesegnet. Allerdings nichts besonderes hier, da sich die Leute relativ viel selbst und auch viele ihrer kirchlichen Gegenstände segnen lassen, wenn sie z.B. einen neuen Kreuzanhänger oder ein neues Liederbuch erstehen, lassen sie dieses erst mal segnen.
Am Abend ist mir mal wieder die ugandische/afrikanische Tanzkultur aufgefallen, die man in Deutschland nicht ansatzweise so vorfindet. Sobald Musik gespielt wird fangen die Menschen an zu tanzen (wenn sie nicht gerade trinken) und tanzen auch wirklich für mehrere Stunden. Natürlich konnte ich mich da nicht entziehen ;-)

Trotz zweimal vierstündiger Messe war es ein wirklich interessantes und spaßiges Wochenende, dass wir drei vermutlich so schnell nicht mehr vergessen werden!

Montags ist Lukas für eine Safari nach Kampala gefahren und morgen werden wir uns in Gulu treffen, um uns noch ein wenig den Norden anzugucken, bevor er nächste Woche wieder fährt.

Mittwoch, 22. Juni 2011

In Kumi nichts Neues

Kumi, 22.06.2011

Wie gesagt: hier ist alles beim Alten und verläuft in seinen geregelten Bahnen. Der einzige, ziemlich erfreuliche,Unterschied ist, dass wir momentan vier „Internships“, also Praktikanten von Universitäten, bei uns haben und wir tatsächlich, man glaubt es kaum, beschäftigt sind.
Es geht überwiegend, drei bis sechs mal pro Woche, zu Schulen um dort über das Rote Kreuz aufzuklären und neue Mitglieder zu werben. Darüber hinaus haben Eike und ich uns die Interns geschnappt und sind heute bei verschiedenen Orten in der Stadt, an denen gegessen oder getrunken wird, gewesen um dort für den Bau eines Tipi-Taps zu werben. Überraschenderweise waren sofort alle einigermaßen begeistert oder zumindest einverstanden mit der Idee, sodass wir innerhalb der nächsten Woche auch mit Tipi-Tap bauen beschäftigt sein werden.
Der Ofen ist weiterhin in Betrieb, mittlerweile gab es schon zwei mal Pizza (!!!), die auch wirklich gut gelungen ist und selbst die Uganda für sich gewinnen konnte. Vielleicht können unsere Nachfolger ja ein kleines Restaurant eröffnen, wir werden dies vermutlich nicht mehr schaffen. Der einzige Nachteil ist der fehlende Käse in Kumi, sodass man nur italienisch backen kann wenn man vorher in Mbale war.

Die privaten Neuigkeiten halten sich auch begrenzt, sodass dieser Blog abwechslungsweise mal etwas kürzer wird.
Vorletztes Wochenende waren wir in Iganga bei Anna zum Geburtstag, letztes Wochenende bei Stefan. Beide Wochenenden wurde lustig getanzt und getrunken, bei Stefan ging es anschließend noch ins Casino und in einen Club zum feiern.
Am Sonntag war Stefan dann mit seinen Eltern, die momentan zu Besuch sind, in Kumi und wir haben ihnen ein wenig „village-life“, die Rockpaintings (dieses Mal sogar mit Affen; selbst für uns das erste mal) und Abends die Gemeinde (zum Abendessen) gezeigt.
Ansonsten waren wir öfters mal bei Freiwilligen zum Essen eingeladen und genießen die letzten Wochen in Kumi.

Am Dienstag wird Lukas mich besuchen kommen, sodass dann erst einmal Funkstille sein wird. Allerdings wird in dem Blog danach vermutlich einiges mehr zu berichten sein ;)
Liebe Grüße

Montag, 6. Juni 2011

Village Life

Kumi, 06.06.2011

So langsam nähert sich das Jahr dem Ende und die Zeit fängt an zu rennen. Mittlerweile ist fast jedes Wochenende bis zu unserer Abreise verplant und der Rückflug rückt in greifbare Nähe.
Aber jetzt zu der Zeit, die wir noch hier sind.
Am 27.05 habe ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen. Der Grund dafür war, dass ich an dem besagten Freitag ungefähr drei Stunden auf einem Motorrad verbracht habe.
Gegen Mittag bin ich mit Josef, einem „Bauern“ aus Ngora, der Agrarwissenschaft studiert hat, nach Katchumbala gefahren, wo wir einen „Youth-link“ haben. Das blöde ist, dass Katchumbala das letzte Trading Center in dem Bereich unserer Branch ist und eigentlich viel näher an Mbale als Kumi ist. Folglich hat die Fahrt ca. 1 ¼ Stunden gedauert während der ich in der Sonne gebraten wurde und mein Steißbein unter den schlechten Straßen litt.
Dem Youth-link haben wir am Anfang des Jahres Zwiebel- und Kohlsamen gegeben und nun wollten wir gucken, ob und wie das Projekt vorankommt. Die gute Nachricht war, dass die meisten Sprössling umgepflanzt wurden und gut wachsen, die schlechte Nachricht war, dass von ca. 20 Mitgliedern momentan noch drei an dem Projekt beteiligt sind und die ganze Arbeit machen.
Nachdem wir uns also ca. 30 min. das Feld angeguckt haben, eine Sprühpumpe für Insektizide übergeben haben (noch einmal Danke Ute), ging es wieder 1 ¼ Stunden zurück nach Kumi.
In Kumi angekommen, kurz einen kleinen Mittagessenersatz zu mir genommen, ging es direkt weiter nach Abubur, einem unserer anderer Youth-links.
Dort haben wir neben einem kurzen Vortrag über das Rote Kreuz Seife an die Mitglieder verteilt und gezeigt, wie man ein „Tipi-Tap“ baut. Ein „Tipi-Tap“ ist ein einfaches Konstrukt aus vier Ästen, einem Kanister und zwei Bändern, die es ermöglicht nach dem Toilettenbesuch seine Hände zu waschen, ohne etwas berühren zu müssen, da der Kanister durch einen Stock, der auf dem Boden liegt und mit dem Fuß bedient werden kann, gekippt wird.
Eigentlich eine relativ einfache, billige und praktische Idee, die wir auch bei uns am Office umgesetzt haben.
Am Abend sind dann noch Carsten, Tim und Stefan gekommen um über das Wochenende in Kumi zu bleiben.

Samstag ging es für einen Teil von uns zum Schlachter, für den anderen Teil zum Markt, denn es sollte Schnitzel geben. Auf Grund der Fleischmenge (5 kg) hat sich das Vorbereiten des Mahles etwas hingezogen, sodass wir am Nachmittag erst Essen konnten und Abends ging es dann zu ein, zwei kühlen Bier das Championsleague Finale gucken.

Sonntag und die nächste Woche waren eher unspektakulär.
Dienstag Abend waren wir in der Gemeinde, da die Eltern der dortigen Freiwilligen Johanna zu Besuch waren und „africanised“ wurden; d.h. Sie haben afrikanische Namen gekriegt.
Als Folge war Eike Mittwoch und Donnerstag krank und ich habe Mittwoch alleine Cookies gebacken, von denen auch nur die erste Hälfte angebrannt ist, die zweite Hälfte konnte sich sehen lassen und hat sogar bei den Ugandern Zuspruch gefunden, da sie dieses Mal süß waren.

Freitag war Märtyrer Tag und wir sind mit Ben in sein Dorf gefahren. Nach einer etwas verspäteten Abfahrt (angesetzt war 15.00 Uhr – 16.00 Uhr, gefahren sind wir um 18.00 Uhr) sind wir dann gerade noch im Hellen angekommen und zum Abendessen gab es das typische Hirsebrot (nicht zum letzten Mal).
Samstag haben wir dann das „village life“ erfahren und gelebt. Nach frühem Aufstehen und Frühstück ging es auf eines von Ben´s Feldern um zu Sähen. Geholfen haben uns dabei noch Bens Cousin und zwei Nachbarn, die bezahlt wurden. Gepflanzt wurden sogenannte „cash crops“, also Pfalzen, die nichts Essbares produzieren sondern deren Früchte man an Firmen verkaufen kann, die daraus dann Öl oder Seife herstellen. Das Sähen verlief so, dass zwei Leute (Eike und Ben) immer ein Seil mit dem Abstand, in dem die Samen gesät werden müssen, versetzt haben, zwei Leute haben dann die Löcher gebuddelt (die Nachbarn) und zwei (Der Cousin und Ich) die Samen hineingelegt und die Löcher wieder verschlossen.
Das ganze war, obwohl wir nicht gebuddelt haben, eine schweißtreibende Angelegenheit, da es unter praller Sonne und ohne jeglichen Schatten vonstatten ging.
Anschließend gab es zur Stärkung zum ersten Mal Mittagessen, anschließend ein kleines Nickerchen unter einem Mangobaum und dann das zweite Mittagessen (ja, Hirsebrot).
So läuft das nämlich auf dem Land, die Männer gehen morgens das Feldbestellen, bis ca. 11.00 Uhr, und danach entweder Trinken oder Faulenzen. Die Frauen gehen morgens auf auf das Feld, kommen dann nach Hause und Kochen, machen den Haushalt, gehen vllt. noch Feuerholz und Wasser holen und kümmern sich um die Kinder.
Am Nachmittag habe ich dann noch meine erste „black Mamba“ gesehen, die sofort von einem hektischen Ben und seinem Cousin mit Steinen beworfen und letztlich so auch getötet wurde.
Wir haben uns allerdings nicht den ganzen Tag lang dem normalen „village life“ hingegeben und sind Nachmittags noch zu einem nahen See gefahren um eine kleine Bootstour zu unternehmen. Fast so gut wie im Nationalpark, dafür allerdings nur 3 Cents anstelle von 15 $. Im Anschluss hat Ben noch sein Motorrad gewaschen und wir saßen am Seeufer und haben das ugandische Leben beobachtet.
Nach dem Abendessen (ja, wirklich, schon wieder Hirsebrot) haben wir noch Karten gespielt und uns anschließend ins Bett begeben.
Sonntag haben wir auf dem Rückweg noch einen kleinen Zwischenstopp in Mukongoro eingelegt und die dortigen Felsen bestiegen um den Ausblick zu genießen. Zwar nett, allerdings nicht so schön wie die Nyero Rockpaintings.

Soweit das neuste Update aus Uganda, ich halte euch auf dem Laufenden.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Malaria und andere Späße

Kumi, 26.05.2011

Wieder einmal Neuigkeiten aus Kumi.
Fangen wir mit dem kürzeren Teil an, der Arbeit. Seit der Rote Kreuz Woche ist hier relativ wenig passiert, einige Berichte und Reports wurden geschrieben, neue Blumen ums Office herum gepflanzt und unser Volleyballteam hat an einem Turnier teilgenommen (glorreicher Letzter). Ansonsten findet sich wieder viel Zeit zum Lesen, Schach und Dame spielen oder Sodokus lösen.
Diese Flaute liegt größtenteils daran, dass die Schule hier diese Woche erst wieder angefangen hat und daher die Arbeit mit den Schulen weggefallen ist.

Dafür, dass so wenig Arbeit da war, hab ich mir dann einen anderen Zeitvertreib gesucht: Malaria. Ich meine, man kann ja auch schlecht ein Jahr in Afrika leben, ohne sich zumindest eine ernsthafte Tropenkrankheit zugelegt zu haben.
Letzte Woche dienstags war es dann soweit, ich lag mit Kopfschmerzen und Fieber im Bett. Denn Mittwoch noch abgewartet, vllt. ist es ja doch nur eine Grippe, und nach nicht eingetretener Besserung dann Donnerstag in Kumi zum Testen: positiv. Also den nächst besten Bus nach Kampala genommen, zwischendurch bei der Pinkelpause kurz ohnmächtig geworden, mit dem Gesicht gebremst, meine Brille verloren, mir von netten Leuten aufhelfen lassen und weiter ging es.
In Kampala beim Arzt angekommen wieder zwei Tests gemacht, beide positiv, also kein Zweifel mehr am Befund, erste Dosis Medikamente um 17:00 Uhr genommen und bis 21:00 Uhr in der Praxis abgewartet, wie mein Körper so reagiert.
Während dieser vier Stunden Wartezeit sollte ich vier Liter Wasser trinken, was ich als braver Patient natürlich auch tat. Da allerdings Wasser nur rein, nicht aber raus wollte, war der Plan der Krankenschwester mich über Nacht zum weiteren Flüssigkeitskonsum dazubehalten, gegen den ich mich aber mit dem Versprechen, auch Zuhause weiterhin Wasser zu trinken, wehren konnte.
Also durfte ich dann gegen halb zehn doch noch zu Vera und Sophia fahren, meinem Krankenlager für die folgenden Tage.
Freitag und Samstag habe ich dann halb im Wach-, halb im Schlafzustand verbracht, unabhängig von der Tageszeit. Hier ein paar Allgemeinheiten über Malaria: das schlimmste sind die Kopfschmerzen, Fieber merkt man fast gar nicht; man hat überhaupt keinen Appetit die ersten Tage, also bestens geeignet zum Abnehmen; man muss ständig Wasser trinken und aufs Klo rennen (wenn es denn dann einmal läuft); ansonsten ähnlich einer normalen Grippe.
Sonntag war ich dann wieder soweit hergestellt und die Kopfschmerzen soweit weg, dass es mir wieder möglich war zu lesen, was meinen Alltag doch schon um einiges abwechslungsreicher gestaltet hat.
Montag gab es dann die letzten Tabletten und Dienstag (wenn schon mal in Kampala, dann kann man ja auch alles auf einen Rutsch machen) vor der Rückfahrt nochmal zum Zahnarzt, mit dem ich jetzt hoffentlich auch durch bin.
Jetzt fühle ich mich wieder fit, nehme aber noch 8 Tage lang Antibiotika um auch die letzten Erreger abzutöten.
Soweit mein Malaria Erlebnis, ich hoffe, so etwas bleibt euch erspart!
Liebe Grüße in die Heimat

Montag, 9. Mai 2011

neue Fotos

Hier mal wieder, nach gefühlten Jahren der Bildlosigkeit, einige Fotos, von denen mancheschon älter, manche aus neuerer Vergangenheit stammen:

http://www.flickr.com/photos/54885625@N04/?saved=1

Liebe Grüße

Freitag, 6. Mai 2011

Zeit mit Uwe und danach

Kumi, 06.05.2011
Lang ist´s her und viel ist passiert.
Daher eine kleine Einteilung der Berichte in 1. Zeit mit Uwe und und 2. Zeit nach Uwe.

1: Zeit mit Uwe: Nach der nächtlichen Ankunft des Mzees am Sonntag (kisuaheli für alter, weißer Mann) und dem wohlverdienten Schlaf ging es dann direkt am ersten Tag via Bus in Richtung Kumi. Womit auch der erste Tag schon vorbei war; der Abend wurde genutzt um sich mit Eike samt Eltern und Bruder zu treffen und um sich ein wenig zu akklimatisieren, da es in Deutschland anscheinend doch noch erheblich Kälter war als hier am Äquator.
Am zweiten Tag ging es dann voll ins Geschehen und morgens auf den Wochenmarkt nach Bukedea, dem größten in Kumi und Umgebung. Nach einem Shoppingbummel, so gut es eben auf einem afrikanischen Markt geht, bei dem einige Stoffe und Lebensmittel erstanden wurden, wie z.B. eine Jackruit zum probieren für Uwe, ging es zurück, um sich dann nachmittags mit Reuben zu treffen.
Bei Ruben gab es dann Mangos, traditionelles Essen wie das local bread „attap“ und einen angeregten Austausch zwischen den beiden Lehrern, wie sich die Berufe von Land zu Land (oder vielmehr Kontinent zu Kontinent) doch unterscheiden.
Aber nicht nur Uwe musste nicht auf ugandische „Köstlichkeiten“ verzichten, auch ich bin auf meine Kosten gekommen, da Eikes Eltern und Uwe Schwarzbrot, Käse und Wurst mitgebracht hatten... An jenem besagten Tag durfte ich dann auch gleich feststellen, dass mein Magen kein Brot mehr gewöhnt ist, für das man mehr als 4 Bissen/Scheibe zum Verdauen braucht. Dementsprechend grummelte mein Magen den ganzen Tag hindurch. Aber das nur am Rande.
Abends ging es dann in die Gemeinde, in der Eikes Familie, Florians Familie (am selben Tag angereist) und wir zwei eingeladen waren. Gesessen wurde draußen, da auch noch andere Kirchenmitglieder eingeladen waren, und nach einigen kleinen Reden, „just something little“ (12 verschiedene Sachen) zum Essen, dem local brew, das auch wirklich alle probiert haben (Reaktionen von „Bah, ist das ekelig“ bis hin zu „Man kann es trinken“) war es Zeit für den Tanzpart des Abends, dem auch alle für zumindest ein, zwei Lieder beiwohnten.

Am nächsten Tag ging es erst zum Office und dann zum routinierten Besuch der Rockpaintings.
Mittwoch morgen haben wir uns mit David, einem Freiwilligen getroffen, und sind mit ihm in sein Dorf Manafa gefahren, welches in den Ausläufern des Mount Elgon Gebirges liegt. Dort durften wir dann das tägliche Leben auf dem Land erfahren und ein wenig die Bergwelt erkunden. Was auch für mich neu und das erste Mal war ist, dass wir auch eine Nacht dort im Dorf verbracht haben. Aber der Versuch hat sich gelohnt und es war, auch für mich, ein sehr eindrucksvoller und schöner Tag.
Kurze kleine Essensanekdote (ja, wir haben auch noch was anders gemacht, auch wenn Essen bis jetzt das dominierende Thema ist): Nach einem Ankunftssnack um 14.00 Uhr gab es um 17:30 Mittagessen, um 20:30 Uhr gab es dann Tee und noch einmal einen kleinen Snack, nach dem Uwe und ich uns Zähne geputzt haben, um ins Bett zu gehen. So zumindest der Plan, bis uns David dann darauf hinwies, dass gerade ein Huhn fürs Abendessen geschlachtet wurde. Also gab es dann um 21.30 noch das Abendessen, für das wir wundersamer Weiße auch noch irgendwie Platz gefunden haben. Zum Frühstück gab es dann Nudeln mit gerösteten Erdnüssen...

Am Donnerstag ging es nach Jinja zu den typischen Touristenattraktionen „Source of the Nil“ und den „Bujagali Falls“ und Freitag weiter nach Kampala, von wo aus wir am Samstag unsere drei Tages Safari angetreten haben.

Samstag morgen gegen 9:00 Uhr (Abfahrtszeit 7:30 Uhr) ging es Richtung „Murchison Falls National Park“ mit einem Zwischenstopp im „Ziwa Reservoir“, in dem die einzigen Nashörner Ugandas anzutreffen sind. Diese sind allerdings nur teilweise und auch diese nur zum Teil ugandisch, denn fünf der elf Rhinos kommen aus den USA, drei aus Kenia und die restlichen drei wurden in Uganda geboren (der erste männliche Nachwuchs heißt Obama, da der Vater aus Kenia, die Mutter aus den USA kommt). Eben gesagte Rhinos konnte man dann zu Fuß besichtigen und auch einige Bilder schießen, da die Nashörner die ganze Zeit über unter einem Baum lagen und sich nicht bewegt haben.
Anschließend ging es weiter in den NP zu unserem Camp, wo wir in zweier Zelten geschlafen haben. Sonntag morgen stand ein „Game drive“, also eine Fahrt durch den Park um Tiere zu sehen, auf dem Plan und wir haben Giraffen, Elefanten, Antilopen und sogar drei Löwen gesehen.
Nachmittags gab es eine Fahrt auf dem Nil zu den namensgebenden Murchison Falls, zu denen wir dann gelaufen sind, um das beeindruckende Naturschauspiel aus der Nähe betrachten zu können. Wirklich beeindruckend, wie sich der Nil auf teilweise nur sechs Meter zusammendrängt und dann die Wasserfälle hinunterstürzt.
Montag morgen haben wir noch am „Chimp tracking“ teilgenommen und konnten Schimpansen in ihrer freien Wildbahn beobachten, wie sie ihr Frühstück auf einem Feigenbaum genossen haben. Dabei konnte ich feststellen, dass Schimpansen Gesichter wie alte Menschen haben. Sehr amüsant.

Zurück in Kampala und ohne rechtes Ziel für die nächsten drei Tage haben Uwe und ich uns dann dazu entschieden noch einige Tage im Lake Mburo Nationalpark zu verbringen, zu dem wir dann am Dienstag gefahren sind und, nach einigen Transportproblemen, auch angekommen sind. Das schöne am Lake Mburo Nationalpark ist die Tatsache, dass man dort Safaris zu Fuß unternehmen kann, da es keine Löwen oder Elefanten gibt. Diese Möglichkeit haben wir dann auch am Mittwoch morgen wahrgenommen und konnten neben Antilopen, Büffeln etc. auch Zebras, die nur im Lake Mburo NP anzutreffen sind, beobachten.
Nachmittags ging es dann auf eine Bootstour auf dem Lake bei der man vor allem verschiedene Eisvogelarten und Hippos beobachten konnte und anschließend gab es ein Abendessen beim Sonnenuntergang über dem See.

Der Donnerstag war dann wieder Reisetag, zurück nach Kampala, um dort noch einige Einkäufe erledigen zu können und ein wenig die ugandische Hauptstadt zu erkunden. Dieser Plan hat sich dann leider erübrigt, da am Donnerstag der Oppositionsführer Besigye beim „walk to work protest“ brutalst festgenommen wurde (da er nicht zur Arbeit laufen darf, ist er im Auto gefahren, was der Polizei und dem Militär anscheinend auch nicht gepasst hat, sodass nur vier Dosen Tränengas in sein Auto gesprüht wurden, bevor er festgenommen wurde. Der Gute war daraufhin vorübergehend blind und taub auf einem Ohr und musste zur Behandlung nach Nairobi fliegen).
Die Reaktion auf diesen Akt der Staatsgewalt blieb dann am Freitag nicht aus: es zu den schwersten Ausschreitungen seit Beginn der Proteste mit fünf Toten.
Immerhin konnte Uwe somit vor einer Geräuschkulisse aus Schüssen ein paar Andenken einkaufen und beim Versuch in das Stadtzentrum zu kommen auch mal die ugandische Militärpolizei im Einsatz bestaunen. Nachdem sich die Lage am Nachmittag beruhigt hatte bzw. vom Militär unter Kontrolle gebracht war ging es dann für uns wieder zurück nach Entebbe, vorbei an leeren Tränengashülsen und Brandspuren vom Barrikaden auf der Straße.

Der letzte Tag war dann etwas ruhiger und wir haben den Nachmittag im botanischen Garten in Entebbe verbracht, bevor Uwe dann Nachts wieder Richtung Heimat abgeflogen ist.

2. Zeit nach Uwe: Am Sonntag bin ich dann mit Eike zurück nach Kumi gefahren und wir haben unser Haus wieder bezogen. Während wir weg waren, hat die Regenzeit angefangen, allerdings so doll, dass zum Teil riesige Bäume umgestürzt, Häuser zusammen gebrochen und Strommasten umgeknickt sind.
Montag ging es wieder zur Arbeit und da diese Woche die „international red cross week“ ist, haben wir für verschiedene Aktivitäten geplant, die am Ende der Woche stattfinden sollten.
Allerdings hatte ich seit Freitag Zahnschmerzen, die immer schlimmer wurden, sodass ich Montag Nacht den Bus nach Kampala nehmen musste, um dort einen Zahnarzt aufzusuchen. Eben diese hat dann festgestellt, dass eine Füllung auf den Nerv drückt und sich deshalb der Zahn entzündet hat. Konsequenz: eine Wurzelkanalbehandlung (es ist nur zwei mal während der Behandlung der Strom ausgefallen, ohne Spaß!) und ich muss in drei Wochen für den zweiten Teil nochmal hin. Wie man sich vorstellen kann, war der Dienstag damit für mich auch gelaufen, da ich auch noch wieder nach Kumi zurück musste und somit innerhalb von drei Tagen mehr als 1000km im Bus zurückgelegt hatte.
Mittwoch ging es dann weiter ans Planen und gestern haben wir mit „community work“ angefangen, in dem wir das Krankenhaus geputzt, Müll auf dem Gelände aufgesammelt und Seife an die Patienten verteilt haben. Heute ging es dann morgens weiter, in dem wir den Markt und die benachbarten Straßen gesäubert haben und nachmittags waren wir im Gefängnis, um auch dort Seife zu verteilen.
Für Morgen ist noch geplant die Zebrastreifen in Kumi neu zu streichen, auch wenn anscheinend noch niemand in Uganda den Sinn von diesen zu verstanden haben scheint.

Soviel zur Lage in Uganda,
Liebe Grüße, Nico

Donnerstag, 14. April 2011

"Walk to Work"

Kumi, 14.04.2011

Momentan steppt in Uganda wieder der Bär!
Es gibt eine Protestbewegung, angeführt von den Oppositionsführern, die gegen die hohen Lebensmittel und Spritpreise demonstrieren.
Der Protest sieht so aus, dass die ganzen (nicht NRM) MP´s, Oppositionsführer, Bürgermeister etc. zu Fuß zur Arbeit gehen.
Man sollte meinen, dies wäre nicht weiter schlimm, allerdings wurden heute fast alle Oppositions-MP´s verhaftet und Besigye wurde sogar von einem Gummigeschoss in die Hand getroffen.
Dem „Walk to Work“ folgen täglich immer mehr Anhänger, die ihre politischen Führer unterstützen, sodass der tägliche Arbeitsweg zum jeden Tag aufs neue zum Protestmarsch wird.
Gestern und heute hat die Polizei dann angefangen durchzugreifen und Leute dafür zu verhaften, dass sie zu Fuß zur Arbeit gehen...
Als Folge kam es in fast allen größeren Städten zu Ausschreitungen, die nur mit Hilfe von Tränengas, Militärpolizei und Anti-Riot-Police eingedämmt werden konnten und fast alle Straßen nach und aus Kampala waren für mehre Stunden auf Grund von brennenden Reifen etc. blockiert.

In den Nachrichten grade waren die ersten 40 mins. (von 55) nur darüber, wer festgenommen wurde, weil er zur Arbeit gelaufen ist und welche Ausschreitungen dies zur Folge hatte.
Man wird sehen, wie sich das ganze entwickelt.

Nun zu meiner letzten Woche. Sonntag kam Eike sporadisch wieder nach Kumi, er ist Mittwoch schon wieder gefahren, seine Eltern vom Flughafen abholen und Montag morgen war ich an der Kumi University um neue Mitglieder zu registrieren.
Dienstag haben wir den Ofen mit Sesambrötchen ausprobiert: schwerer als erwartet. Neben dem Anheizen mit Feuerholz, dass schon eine kleine Herausforderung darstelle, war die Wärmeverteilung das Problem. Liegen die Brötchen direkt auf der Eisenplatte, verbrennen sie von unten, packt man sie auf ein Gitter, kriegen sie nicht genügend Wärme, sodass sie nur von außen hart werden. Nach einiger Zeit (an die drei Stunden) waren die Brötchen dann aber doch essbar und zumindest Eike und Ich habe uns gefreut. Der erste Kommentar, der von JEDEM Uganda kam war: „Ahh, Nico, you didn´t put sugar???“. Da hier alles süß ist erfreuten sich die nicht süßen Brötchen nicht allzu großer Beliebtheit, sodass das nächste Projekt Plätzchen oder ähnliches sein werden. Vermutlich auch einfacher mit der Wärme hinzukriegen.
Mittwoch war ich bei einer Secondary School in Kumi, um neue Mitglieder zu registrieren, leider haben die es aber verpennt, denen zu sagen, dass ich komme. Folglich hatte keiner Geld geschweige denn Passbilder mit. Folglich bin ich heute wieder hin, und siehe da, tatsächlich hatten vier Schüler Geld dabei, Fotos natürlich wieder nicht. Also wird jemand anderes am Dienstag nochmal hin müssen um Fotos zu schießen und Leute zu registrieren, die es dann vllt. geschafft haben, die umgerechnet 30 Cent mitzubringen.

Am Sonntag wird mich Uwe für zwei Wochen besuchen, wie einige vielleicht schon wissen, und es wird deshalb in den nächsten Wochen keine neuen Berichte geben.
Voraussetzung ist natürlich, dass ich nach Kampala komme, um ihn abzuholen. Aber am Sonntag arbeitet ja keiner, da kann auch keiner mit einem „walk to work“ protestieren...

Donnerstag, 7. April 2011

Weiße Ameisen und ein Lehmofen

Kumi, 07.04.2011

Hier wieder einmal ein kleines Update der Lage in Uganda, Kumi, wo ich zur Zeit (wieder) alleine meine Zeit verbringe, da momentan Eike dran ist mit Besuch kriegen; seine Freundin ist gerade da.

Die beiden sind letzte Woche Montag angekommen, wir waren zusammen Essen (vertauschte Rollen), und am Mittwoch wieder gefahren. Dienstag Abend waren wir noch in der Gemeinde zum Essen eingeladen und es gab geröstete, weiße Ameisen, aber dazu später mehr!

Der Rest der Woche bestand aus im Office sitzen, kleinere Arbeiten erledigen, lesen etc.. Freitag habe ich mich mit dem australischem Ehepaar, das auch in Kumi einen Freiwilligendienst leistet, zum Abendessen getroffen und wir wollten eigentlich Fisch essen.
Dazu muss man sagen, dass man Fisch morgens bestellen muss, damit er nachmittags auf dem Markt gekauft werden kann um abends dann auf dem Teller zu landen.
Als wir um sieben Uhr angekommen sind, war unser Fisch da. Unglücklicherweise haben wir uns dazu entschlossen, nicht direkt auf der Stelle zu essen, sondern erst einmal ein Bier zu trinken und anschließend den Fisch zu genießen. Die Zeit nach dem ersten Bier nahm immer weiter zu und aus einem Bier wurden drei, bis dann der Restaurantbesitzer nach eineinhalb Stunden kam und uns mitteilen musste, dass der Fisch in der Zwischenzeit, da wir ihn nicht sofort gegessen haben, leider von einem Mitarbeiter mitgenommen wurde...
Also gab es kein Fisch an diesem Abend für uns, sondern letztlich wieder einmal Chicken.

Kleine Geschichte am Rande: Die Australier haben hier unplanmäßig zwei ugandischen Kindern aufgenommen, die Sie auch adoptieren wollen. Genau diesen zwei Kindern habe ich zwei Styroporflieger und vier Luftballons mitgebracht, von denen man hätte meinen können, sie beschäftigten Kinder zumindest einen Abend lang. Dem war aber nicht so, die Styroporflieger haben ca. zwei Minuten gehalten, bis beide Flügel, der Propeller und der Rumpf abgebrochen waren, die Luftballons, ungelogen, nur an die 45 Sekunden. Da sieht man mal, dass ugandische Kinder an etwas anderes Spielzeug gewöhnt sind...

Samstag bin ich wieder zum Jäger und Sammler geworden, genauer genommen zum Jäger. Da, seit die Regenzeit wieder angefangen hat, auch die weißen Ameisen wieder anzutreffen sind, konnte ich mir diesen Spaß natürlich nicht entgehen lassen und musste selbst erleben und ausprobieren wie man diese fängt.
Also bin ich gegen Mittag mit Reuben zusammen losgezogen, der schon vorher einen Bau identifiziert hatte, um die Ameisen, die in Termiten-bauten in der Erde leben, aus ihren Behausungen zu locken.
Das ganze gestaltete sich so, dass wir vier Männer und ungefähr zehn Kinder waren, die vermutlich an diesem Tag Völkermord begangen haben (der Bau war nachher leer), und wir nachher an die drei Gefriertüten (mir fällt keine bessere Maßeinheit ein, um das zu beschrieben) voll von Ameisen hatten.

Das Fangen an sich läuft so ab, dass man zuerst die Eingänge des Baus freilegt um sie anschließend sorgfältig mit Ton zu verschließen. Dann baut man von diesen Eingängen aus Tunnel aus Lehm in einen Eimer und verschließt diese an ihren Ausgängen mit Blättern. Anschließend muss man das erste mal Trommeln.
Getrommelt wird mit zwei Stöcken auf einem Brett/Stock/Schippe, dass auf dem Boden liegt.
Zwischendurch muss man immer mal wieder die verschlossenen Ausgänge des Termiten/Ameisenbaus kontrollieren, ob die Termiten sich schon am Ausgang sammeln. Ist dies der Fall, kann man die Ausgänge mit den Tunneln verbinden, sodass die Termiten (und später auch Ameisen) den Tunnel hoch laufen können bis hin zu den Blättern.
Sind sie dort angekommen, muss man den Eimer mit Ton verschließen, das Tunnelende mit zwei nassen Blättern auskleiden, in den Eimer lenken und dann eigentlich nur noch Trommeln.
Die Ameisen, die kurze Zeit nach den Termiten anfangen ihren Bau zu verlassen, krabbeln dann den Tunnel entlang und rutschen über die Blätter in den Eimer.
Der Clou dabei ist, dass man die ganze Zeit über Trommeln muss, damit die Ameisen auch weiterhin ihren Bau verlassen, sodass ich Samstag gut zwei Stunden lang auf einem Spaten getrommelt habe...
Es hat sich aber gelohnt und ich konnte einige Ameisen direkt „frisch“ vom Bau probieren und Sonntag die geröstete Variante. Wenn man nicht dran denkt, was es ist, eigentlich gar nicht mal so schlecht!

Sonntag kam dann Paul und wir haben bis heute morgen einen Ofen in der Branch gebaut. Montag stand planen und organisieren auf dem Plan, was zum einen daraus bestand, Ziegelsteine zur Branch zu schleppen und den Metallarbeitern in der Stadt zu sagen, wie wir die Metallplatten geschnitten haben wollen. Letzteres erwies sich aber nicht als so einfach: Montag waren wir drei mal überprüfen, ob Alles richtig gemacht wird, und Dienstag auch noch weitere drei mal. Und nein, natürlich wurde nicht Alles richtig gemacht, was allerdings kein Wunder ist, da sogar der Chef darüber erstaunt war, dass unsere Skizze gepasst hat... („50 cm + 30 cm + 40 cm = 120 cm; Das passt ja!!!“)
Dienstag haben wir, oder viel mehr Paul, angefangen zu mauern, und ich habe Lehm gehackt. Was die beschissenere Arbeit ist, darüber kann man sich jetzt streiten, die Auswirkungen sind zumindest, dass Paul Rückenschmerzen und ich offene Blasen an den Händen habe.
Gestern wurde dann zu Ende gemauert und verputzt und momentan ist der Lehm am trocknen.

Einweihung wird vermutlich am Sonntag sein, falls er bis dahin schon getrocknet ist, dann werde ich mir Sesambrötchen backen, oder am Montag, dann wird es Pizza geben, da Eike Käse aus Kampala mitbringt.
Hoffen wir, dass Alles so läuft wie wir uns das vorgestellt haben, ich werde euch über erste bäckerische Erfolge oder Misserfolge auf dem Laufenden halten.

Ansonsten kann man noch hinzufügen, dass Kumi wieder unendlich heiß und regenfrei ist, obwohl gerade Regenzeit ist, und dass daher mit Nahrungsmittelknappheit gerechnet wird. Man wird sehen müssen.

Alles Liebe aus dem Hochofen Kumi

Montag, 28. März 2011

Mirka da!

Kumi, der 27.03.2011

Wieder in Kumi, wieder in der Hitze.
Hier der detaillierte Urlaubsbericht der letzten drei Wochen mit Mirka.

Logischer Anfang: Mirkas Ankunft am 03.03.
Nachdem ich mich schon Nachmittags in Entebbe einquartiert hatte um zu checken, ob das Zimmer auch als erste Übernachtungsmöglichkeit in Afrika tauglich ist, ohne dass Mirka sich am nächsten Tag schon wieder nach Deutschland wünscht (ja, war es) ging es abends zum Flughafen; natürlich viel zu früh.
Es folgte die längste Stunden in Uganda mit ca. 100 mal auf die Uhr schauen, doch letztlich hat sich das Warten gelohnt und Mirka ist doch noch angekommen (pünktlich, aber trotzdem vieeel zu spät). Vom Flughafen ging es zurück zum Backpackers und anschließend, so mein Plan, zum Victoriasee Abendessen.
Aber meine Pläne wurden von KLM durchkreuzt, die anscheinend ihr Passagiere so vollstopfen, dass diese mit dem Essen gar nicht mehr hinterher kommen und Mirka folglich keinen Hunger mehr hatte. Das Gute an der Geschichte ist aber, dass sie es dank KLM auch nicht geschafft hat, ihre Brote und Äpfel zu essen, die dann zu meinem Abendbrot umfunktioniert wurden. Frischkäse!!!

Am nächsten Tag ging es direkt via Public Transport (erst Taxi, dann Bus) nach Kumi und Mirka durfte ihren ersten Kulturschock erleben, als wir in Kampala vom Taxipark zum Buspark laufen mussten. Anscheinend brauch man einige Zeit, um sich an die vielen Boda, Taxi und Bus fahren zu gewöhnen, die einen am liebsten alle in genau ihren fahrbaren Untersätzen hätten und einen, um dies zu erreichen, gerne auch mal festhalten und anfassen. Auch war es Mirka anfangs unangenehm Müll einfach aus dem Fenster zu werfen, (es gibt zwar einen Mülleimer im Bus, aber der wird beim Pinkelstop auch einfach irgendwo in die Pampa gekippt), aber den Service, alles an das Busfenster gereicht zu kriegen, fand sie dann doch schon praktisch und faszinierend.
Den ersten Tag haben wir dann abends in Kumi mit Fish & Chips zusammen mit Eike abgeschlossen.

Am nächsten Tag wurde Mirka direkt ins kalte Wasser geworfen: es ging zuerst auf den Wochenmarkt und anschließend ins Village Wilson besuchen, damit Mirka auch einen Eindruck vom Landleben hat und nicht nur die Touristenattraktionen sieht.
Aber ich kann aufrichtig sagen: Sie hat sich gut geschlagen! Zwar war ihr der Milktea nicht ganz geheuer und wurde unauffällig mit meiner leeren Tasse getauscht, aber sie hat selbst Attap und Perlhuhn probiert. Daumen hoch!
Auch durfte sie an diesem Tag die Erfahrung machen, was für eine Attraktion man als Weißer meistens ist. Nicht nur einmal standen Kinderscharen vor uns, haben sich die Augen aus dem Kopf gestarrt und das typische „Mzungu, how are you?“ gefragt. Mike, Wilsons jüngste Tochter, hat beim Anblick von uns zwei Mzungus sogar angefangen zu weinen und wollte erst gar nicht mehr aufhören, hat sich dann aber, als sich unser Besuch dem Ende neigte, doch noch umentschieden und nur noch ängstlich geguckt.

Am nächsten Tag sind wir morgens zu den Rockpaintings gefahren, haben dort gefrühstückt und uns anschließend Richtung Sipi Falls begeben. Auf dem Weg wurde auch gleich die erste negative Uganda Erfahrung gemacht, nämlich der Transport zu den Falls, bei dem man versucht hat uns beim Preis über den Tisch zu ziehen.
Bei den Falls angekommen gab es dann den nächsten Schreckmoment, nämlich in den Schlafhütten selbst kein fließend Wasser, daher nur ein Plumpsklo, bei dem einfach aus Beton und einer Klobrille eine Toilette nachgestellt wurde und ein Bett mit schwarzen Krümmeln auf den Bettbezug. Beim Klo wollte anscheinend jemand westlichen Besuchern zuvorkommen, allerdings meiner Meinung nach keine gute Idee, da man so keine Chance hatte sich hinzuhocken und, was ein eindeutiger Vorteil der Löcher in Boden ist, nichts zu berühren. Auch nett war, dass es keinen „Abzug“ für das „Abfallbecken“ gab, sodass der Klodeckel morgens immer von kondensiertem Ichwillbessernichtwissenwas beschlagen war...
Als Entschädigung gab es aber einen tollen Blick auf die Hauptwasserfall, das Dort Sipi und die umliegenden Täler.
Am nächsten Tag haben wir uns daran gemacht, die drei Wasserfälle zusammen mit einem Guide zu erkunden, was doch schon, zumindest teilweise, eine kleine körperliche Herausforderung darstellte. Während der Guide leichtfüßig in seinen kaputten Flipflops vorauseilte haben wir gut geschwitzt und mussten die ein oder andere Zwangspausen einlegen. Natürlich nur wegen mir!
Neben der tollen Landschaft und den drei Fällen selbst konnte war es auch möglich unter einem der Fall eine kleine Abkühlung nehmen, was ich natürlich nicht ungenutzt lassen konnte. Zur Stärkung gab es anschließend von einer russischen Familie, die die Naturdusche schon vorher genossen hat, Champagner und Gin, Wodka scheint es in Sipi anscheinend nicht zu geben...

Am nächsten Morgen ging es dann nach Mukono zu dem, von mir heiß geliebtem, Midtermmeeting.
Bei der Unterkunft hat es sich um ein Rotes Kreuz Trainings Camp gehandelt, dass nicht einmal in Mukono selbst liegt, sondern 10km außerhalb tief im Wald versteckt. Folglich gab es weder Strom noch fließend Wasser. Das Stromproblem wurde mit einem Generator behoben, dass Wasserproblem mit Regenwasser. Folglich gab es nur Latrinen und waschen musste man sich mit einer Schüssel.
Das ich Mirka versprochen hatte, dass es schlimmer als bei den Sipi Falls nicht mehr wird, wurde mir somit zum Verhängnis...
Auch das versprochene Doppelbettzimmer hat sich leider als gewöhnliches Einzelzimmer herausgestellt, dass wir aber natürlich auch zu zweit bewohnen „durften“. Naja...
Das Seminar an sich war ganz OK, viel Gerede, aber ob sich wirklich etwas ändern wird bleibt meiner Meinung nach eher fraglich. Das beste war Alle mal wieder zusehen und die abendliche Freizeit, mit der auch Mirka etwas anfangen konnte.

Nachdem wir die fünf Tage Seminar hinter uns gebracht haben sind wir zusammen mit einigen anderen Freiwilligen nach Kampala gefahren um abends gemeinsam feiern zu gehen.

Nächstes Reiseziel war Jinja. Nach einer kleinen Stadtbesichtigung, bei der es auch Marabus zu bestaunen gab („Ihhh. Sind die hässlich!“) und einem Eishörnchen, dass wir nicht genießen konnten, da wir dabei von Kindern aus nächster Nähe angestarrt wurden, die sich auf das Verpackungspapier gestürzt haben, um es abzulecken, gab es zum Abendbrot Pizza und wir haben uns einen ruhigen Abend mit dem ugandischen „Wer wird Millionäre“ gemacht. Vom Prinzip her das Gleiche wie in Deutschland, von den Relationen allerdings zwei komplett verschiedene Welten. Die „Millionen“ hier sind 25 Mil. Ush., was 8.400 € entspricht, die man also maximal gewinnen kann.
Nach dem Frühstück ging es dann zur „Source of the Nile“, dem Punkt, an dem der Viktoriasee in den Nil übergeht. Nach einigen kleinen Aufregern Mirkaseits über die Peise (2.000 Ush für Ostafrikaner, 10.000 Ush für nicht-Ostafrikaner) haben wir eine Bootstour zum genauen Startpunkt der Zählung der Nillänge unternommen und die Landschaft und Tierwelt am Nil genossen. Die Source ist ganz hübsch, aber eigentlich nur sehenswert, weil es der Ursprung des Nils ist, und um zu sagen, dass man schon mal da gewesen ist.
Die Bujagali Falls, unser nächster Stop in Jinja, sind hingegen ein beeindruckendes Naturschauspiel. Es sind keine Wasserfälle im eigentlichen Sinne, was der Name ja vermeintlich impliziert, sondern Stromschnellen, durch die gewaltige Wassermassen rauschen. Dort haben wir den Rest des Tages mit Lesen, Stromschnellen angucken und Soda trinken verbracht.
An diesem Punkt der Reise kann ich noch anmerken, dass Mirka sichtlich gefallen am Boda fahren gefunden hat und ihre anfängliche Angst sich zu Gefallen für diese Art des Transports gewandelt hat.

Der nächste Tag war dann wieder fürs Reisen bestimmt, diesmal in den Westen nach Fort Portal zu Markus und Elisa. Nach acht stündiger Reise haben uns die beiden am Buspark abgeholt, wird haben unsere Sachen zu ihnen gebracht und sind anschließend Essen gegangen in das Mountain of the Moon Hotel. Ein richtig teurer und edler Schuppen, in dem allerdings das Essen nur um die 5€ kostet. Zur Feier des Tages habe ich mir ein Steak gegönnt, (und, weil man so etwas wie Steak in Kumi nicht kennt), dass gut mit Steaks in deutschen Restaurants mithalten kann! Vllt. war es sogar das leckerste Steak, dass ich je gegessen habe, so kam es mir zumindest vor, aber ich glaube meine Einschätzung ist nach sechsmonatigem Fleischentzug nicht wirklich subjektiv.
Nach gemeinsamen Frühstück am darauf folgenden Tag sind Markus und Elisa zur Arbeit gefahren, Mirka und Ich eine Tropfsteinhöhle und Craterlakes in der Nähe von Fort Portal besichtigen.
Die Höhle selbst befand sich in einem Stück Urwald, welches nicht ganz einfach zugänglich war und hatte übersetzt den Namen „Brust-Höhle“, da die Tropfsteine angeblich wie weibliche Brüste aussehen. Das sich in Uganda vieles nur um das eine dreht, ist mir mittlerweile, nach mehr als sieben Monaten klar, aber wie offen teilweise in einem angeblich so konservativen Land über Sex geredet wird, überrascht mich immer wieder.
Nach der Höhle ging es noch ein wenig wandern, nämlich auf einen Hügel, von dem aus man drei Kraterseen sehen kann. Da Fort Portal auf 1800 Höhenmetern liegt ist es dort sehr grün und bewaldet und die Landschaft erinnert entweder an die Voralpen oder an eine Deichlandschaft an der Nordsee, so ganz einig konnten wir uns da nicht einig werden. Allerdings muss man sich die Matoke-Palmen Plantagen weg bzw. dazu denken.
Anschließend stand Lunch, ein kleiner Bummel durch Fort Portal und abends wieder Essen gehen an, dieses mal (ausnahmsweise) Pizza.

Am Folgetag sind wir zum Lake Nkuruba gefahren, einem Kratersee etwa 20 km südlich von Fort Portal. Ein wunderschöner und idyllischer Ort, an dem auch zwei verschiedene Affenarten anzutreffen sind. Mit einer von Ihnen, den velet monkeys, konnten wir nach dem Mittagessen auch Bekanntschaft schließen, den man konnte sie mit Chapati füttern. Nach anfänglichem Zweifel hat sich auch Mirka dazu durchringen können, den kleinen Affen die Suche nach ihrem Mittagessen zu vereinfachen. Sehr coole Sache, frei lebende Affen mit Chapati zu füttern! Kann man nur empfehlen.
Nachmittags ging es dann wieder wandern, ihr könnt sehen, wie sportlich wir selbst im Urlaub waren!, dieses mal zum „top of the world“, einem Aussichtspunkt, von dem aus man auch einen Blick auf drei verschiedene Kraterseen hat. Da es keinen Strom in den Unterkünften gab hieß es einer kalten Dusche, die versucht hat Mirka umzubringen/einzufrieren (angeblich), und Abendbrot schlafen gehen.

Unser nächstes Ziel war, mit kurzzeitigem Stopp zum Mittagessen in Kasesse, der Queen Elizabeth National Park. Dort haben wir in der King Fisher Lodge residiert. Einem Hotel unter deutscher Leitung mit direktem Blick auf den Nationalpark, den man sogar vom Pool aus genießen kann!, super bequemen Betten und einer ganz annehmlichen Speisekarte. Und mit unendlich angenehmen, warmen Duschen!
Der Grund des Stopps beim QUEN war natürlich „Safari“! Da wir nichts gebucht hatten um flexibel, was unsere Reise anging, zu bleiben, ging es am nächsten frühen Morgen „nur“ mit einem gewöhnlichen Auto los in den Nationalpark. Morgens stand eigentlich Katzen Tracking, also Löwen, Tiger etc., an, leider hatten aber alle Katzen ausgerechnet an dem Tag, als wir im Park waren, furchtbaren Kater (Haha), haben ausgeschlafen und sich nicht blicken lassen.
Dafür gab es haufenweise Pumbas, Antilopen verschiedenster Arten und Büffel an großen Tieren und hunderte verschiedene Arten von Vögeln.
In einem Fischerdorf konnte man eine Gruppe Hippos bestaunen, die sich nur ca. 3 Meter vom Ufer entfernt im Wasser abgekühlt haben und sich vom Treiben der Fischer, die an Ihnen vorbeifuhren, nicht haben stören lassen.
Gegen Mittag hat es angefangen zu regnen und wir sind zu einem Trading Center gefahren, die es auch im Nationalpark gibt (da sie schon vor der Parkgründung existierten; normaler Weise darf man im Nationalpark nicht siedeln) und siehe da, der Zwangsstopp hat sich gelohnt, den durch das Trading Center machte gerade ein Elefant seinen Mittagsspaziergang. Darüber haben nicht nur wir uns gefreut, sondern auch die ortsansässigen Kinder, welche die Chance nicht ungenutzt verstreichen ließen sondern den Elefanten umgehend mit Steinen beworfen haben. So sieht anscheinend der Zeitvertreib aus, wenn man in einem Nationalpark aufwächst.
Nachdem der Regen nachgelassen hat ging es dann zu einem Camp im Park, von dem aus unsere Bootstour losging. Auf dem Weg zum Camp mussten wir mehrere Male anhalten, da Elefanten die Straße blockiert haben und einmal sogar ein Stück zurückfahren, da die Elefanten unser Auto auf ihrem Weg anscheinend gar nicht so gerne gesehen haben. Einige Insassen des Autos hatten sogar Angst, dass die Elefanten uns zerquetschen wollen...
Auf der Bootstour gab es massig Hippos, Krokodile und Vögel (u.a. auch Fischadler, Pelikane und Störche, die sich in Afrika nen lauen machen) zu sehen und auf dem Rückweg noch einige Affen, Elefanten und Wildschweine.
Alles in allem ein sehr schöner Tag und eine erlebnisreiche Safari, nur schade um die Löwen; aber ist ja schließlich kein Zoo, sondern freie Wildbahn.

Der Plan für den nächsten Tag sah vor zum Lake Bunyonyi zu fahren, aber auf Grund von Regen, Hunger und fortgeschrittener Stunde (vor allem aber Hunger) haben wir uns dazu entschieden, die Nacht in Kabale zu verbringen und erst am nächsten Tag zum Lake zu fahren.
Gesagt, getan; am nächsten Morgen zum See gefahren und von dort aus mit einem Motorboot anstelle eines Kanus, auf Grund von leichten Nieselregen und schlechter Laune einiger Reiseteilnehmer, zur Insel Byoona Amagara.
Die Insel selbst ist das Paradies auf Erden, könnte man mal behaupten, wenn man ein Bedürfnis nach Ruhe, Natur und Abgeschiedenheit hat. Also genau das Richtige für uns nach dem ganzen Reisen. Geschlafen haben wir in sogenannten Geodomes: Strohhütten direkt am Seeufer, die an einer Seite offen waren, wodurch man vom Bett aus einen direkten Blick auf den See hatte und sogar den Sonnenuntergang in der Waagerechten beobachten konnte.
Zur Idylle der Insel tragen auch die über 110 verschiedenen Vogelarten bei, wegen denen es auch keinen Generator gibt, da dieser die Vögel verscheuchen würde.
Dort haben wir dann zwei Tage lang die Beine hochgelegt, es uns gutgehen lassen, die Natur und die Landschaft genossen, gelesen, die Insel erkundet und (mal wieder) Pizza gegessen, bevor es zu unserem letzten Reisestop nach Kampala ging.

Die Fahrt hat mehr als elf Stunden gedauert, von denen vier darin bestanden, in Kabale oder Mbale zu warten, dass auch der letzte Platz des Busses einen Passagier findet. Reichlich gereizt und verschwitzt in Kampala angekommen ging es dann mit einem Special Hire zum Guesthouse, was Mirkas Nerven auch nicht gerade zuträglich war. Von einem „Gangster“ im Hawaihemd zum Taxi gebracht und von einem Mann gefahren, der so aussah, als hätte er einen Tennisball unter seiner Oberlippe versteckt (Tumor?!), musste ich die ganze Fahrt über bezeugen, dass wir uns wirklich auf dem richtigen Weg zum Guesthouse befinden und gerade nicht entführt werden.
Am nächsten Tag habe ich Mirka neben kleinem Sightseeing dazu gezwungen mit mir den Owino Market anzugucken, einen Markt, der aus engen, drei, vier Meter hohen Gassen besteht, und in dem man vor allem Kleidung, aber auch Essen, Uhren, Rucksäcke, Küchenutensilien etc. finden kann. Neben der klaustrophobischen Enge kommt noch hinzu, dass man von allen Seiten angequatscht, angemacht und festgehalten wird, was dazu führte, dass wir den Markt relativ zügig wieder verlassen haben.
Unser Mittagessen bestand, ganz gesund, aus einem riesigen Cookie Eisbecher, mit zwei riesigen Cookies, die alleine schon eine Mahlzeit dargestellt hätten. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Nachmittags ging es ins ugandische Nationalmuseum, was wirklich ein Witz ist. Jedes viertklassige deutsche Lokalmuseum ist umfangreicher und besser sortiert.
Von neuer Geschichte nicht den Hauch einer Spur, dafür haufenweise Reliquien, die man auf dem Land immer noch benutzt und im alltäglichem Leben jeden Tag wiederfindet. Ungefähr so, als würde man bei uns ins Nationalmuseum nen Tellerset und nen Schrank von Ikea stellen...

An unserem letzten Tag waren wir morgens noch in Kampala auf den Craft Market, damit Mirka auch ordentlich Taschen und Schmuck kaufen konnte (was sie auch getan hat). Ihr Kaufrausch wurde durch das heiße Wetter begünstigt, was das Einkaufen zu einer Qual machte, sodass man in möglichst kurzer Zeit möglichst viel kaufen muss! Nach kleiner Erholungspause sind wir dann Richtung Entebbe aufgebrochen und haben dort den Nachmittag im Botanischen Garten (in dem der erste Tarzan Film gedreht wurde) verbracht, uns Zimtbäume angeguckt, Affen fotografiert und unserem Urlaub mit einer Pizza direkt am Ufer des Victoriasees ausklingen lassen.

In den drei Wochen hat nicht nur Mirka Uganda kennengelernt, auch ich habe einiges mehr von diesem schönen Land gesehen, da ja auch ich noch nie im Westen war. Neben Tieren wie Elefanten und Affen, traumhaft schönen Landschaften wie den Sipi Falls oder dem Lake Bunyonyi, durfte ich mich von local food erholen, Uganda noch einmal neu erleben (mir kam es schon ganz normal vor, was man so alles auf seinem Kopf transportieren kann und wie viele Leute in ein Taxi passen) und mich von dem ugandischen Arbeits- bzw. Nichtarbeitsleben erholen.
Es war eine durchweg schöne und positive Erfahrung, die jetzt leider schon wieder vorbei ist. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, aber rückblickend haben wir ja auch viel unternommen.

Jetzt freue ich mich schon auf meinen nächsten Besuch, Uwe kommt ja in drei Wochen, und zähle dann schon die Tage rückwärts, bis es wieder ins good old Germany geht.

Alles Liebe aus Uganda,
Nico

Sonntag, 20. Februar 2011

Präsidentschafts und Parlamentswahlen

Kumi, 20.02.2011

Wahlen! Das Thema, dass die Nachrichten und auch unser Leben hier die letzten Tage beherrscht hat.
Allgemein lässt sich sagen, dass die Wahlen insgesamt friedlich und fair abgelaufen sind, mit einigen Ausnahmen. Da man in den deutschen Medien ja sehr, sehr wenig bis hin zu gar nichts über Uganda erfahren kann, hier die volle Berichtserstattung:
Freitag, am 18.02, wurde der Präsident und das neue Parlament gewählt. Es gab eine Menge an Wahlstationen, insgesamt glaube ich um die 23.800 im ganzen Land, die meistens an Schulen unter Mangobäumen.
Die Länge der Anstehzeit hat anscheinend landesweit variiert, hier in Kumi musste man nur morgens länger anstehen, an Wahlstationen, die einen größeren Wahlkreis umfassten oder mehr Wähler bewältigen mussten, stand man schon mal an die fünf Stunden an.
Am ersten Tisch erhielt man, nachdem man seinen Namen genannt hatte, den Wahlzettel für den Präsidenten. Damit ging es zu einer Schüssel, in der man sein Kreuz machen konnte, da es ja schließlich eine geheime Wahl war, und anschließend zur ersten „Urne“/Box. Am zweiten Tisch gab es den zweiten Wahlzettel, für den Parlamentsabgeordneten, wieder zu einer Schüssel und zur nächsten Box. Am dritten Tisch den Zettel für die Frauenabgeordnete im Parlament und anschließend die gleiche Prozedur.
Am vierten Tisch wurde dann der Fingernagel des kleinen Fingers der linken Hand angemalt, um zu vermeiden, dass Leute doppelt wählen.
Die Wahlzettel sind übrigens mit Bildern der Kandidaten versehen, da einige der Wahlberechtigen nicht lesen können.

Hier in Kumi haben wir zwei Mitglieder der europäischen Wahlbeobachter getroffen, einen Tschechen und eine Französin. Der Tscheche hat sich auch gefreut uns zu treffen und sich länger mit uns unterhalten, wobei er anscheinend seine Arbeit vernachlässigt hat, was der Französin ein wenig unpassend erschien. Trotzdem war es interessant, mal Wahlbeobachter zu treffen, da man so etwas sonst nur aus dem Fernsehen kennt.

Die Ergebnisse werden gerade in diesem Moment offiziell verkündet, da der Wahlkommission 48 Stunden Zeit zur Verfügung standen, um diese zu ermitteln.
Museveni hat mit ca. 70% der Stimmen gewonnen, gefolgt von Besigye mit ca. 26%. Der Anteil der anderen Kandidaten reicht von 0.5% - 2%.
Der Parlamentsabgeordneter in Kumi ist von der FDC, die Frauenrepräsentantin von der NRM.

Die Wahlbeobachter, sowohl der europäischen Union als auch des Commonwealth, sehen die in ihrer Gesamtheit als fair an. Allerdings sei noch ein gewaltiger Spielraum zur Verbesserung zu erkennen gewesen. Neben kleineren Dingen, wie z.B. das Wähler sich nicht in den Registern wiedergefunden haben oder Wahlboxen unverschlossen waren, ist es aufgefallen, dass der Wahlkampf stark „kommerzialisiert“ wurde. Dies soll heißen, dass ein großer Teil des Wahlkampfes wie folgt aussah: Kandidaten fahren in die Dörfer und versuchen Wähler mit Versprechen wie z.B. „Wenn ich in eurem Dorf die Mehrheit erhalte, kriegt das Dorf zehn Säcke Reis“ oder „Jeder der mich wählt erhält 3000 Ush“ zu überzeugen.
In Deutschland eine völlig unvorstellbare Methode des Wahlkampfes, die hier allerdings in Mode zu kommen scheint.

Die einzig größere Aufruhr war in Mbale. Dort gab es am Freitag mehrere Schießereien zwischen Parteiangehörigen der FDC (Besigye) und der NRM (Museveni), bei denen auch ein Reporter von NTV erschossen wurde.
Samstag gab es vermehrt Proteste, die allerdings vom Militär unter Einsatz von Tränengas aufgelöst wurden, woraufhin eine Sperrstunde eingeführt wurde.

Hier in Kumi ist allerdings alles ruhig und auch in Kampala oder anderen größeren Städten, was vllt. auch an dem riesigen Militäraufgebot liegt. Zum ersten Mal bei Wahlen in Uganda wurde das Militär am Wahltag selbst beschäftigt und hat seine Präsenz auch gezeigt.

Innerhalb der nächsten drei Wochen finden noch Wahlen auf lokaler Ebene statt.

Interessant, und auch lustig, ist noch die Art, mit der hier Wahlkampf betrieben wird. Während in Europa eher Debatten geführt und Reden gehalten werden, ist der Wahlkampf hier in Uganda um einiges „simpler“. Meistens besteht er darin, einen Pickup oder Kleinlaster mit Boxen,einer Anlage und einem Mikrofon zu beladen, um dann anschließend durch die Straßen zu fahren und Laut Musik und politische Parolen zu spielen. Diese Art des Stimmenfangs hat in den Tagen vor der Wahl so zugenommen, dass es schwer war sich während des Essens in einem der Restaurants in der der Stadt vernünftig zu unterhalten.
Natürlich sind die acht Präsidentschafts- und Parlamentskandidaten auch auf ihrem Wahlkampfs selbst durch Städte und Dörfer gereist um mit den Menschen vor Ort zu sprechen, das allgegenwärtige Bild prägen aber trotzdem die musikspielenden Pickups, die meistens noch mit Wahlplakaten zugekleistert sind.

So viel zu den Wahlen. Falls euch noch etwas interessiert, was ich in meiner kurzen Schilderung nicht für erwähnenswert hielt oder ich vllt. schon als selbstverständlich ansehe, zögert nicht, mir zu schreiben.
Die Zeit an sich finde ich momentan sehr spannend, wann kommt man während der Präsidentschaftswahlen schon mal in ein afrikanisches Land, und alles in allem unterscheiden sich die Wahlen doch schon von europäischen.

Auf Grund der Ungewissheit, wie die Sicherheitslage aussehen würde, waren Eike und ich Donnerstag und Freitag nicht im Office, was sich aber als unbegründet herausgestellt hat.

Am Wahltag selbst haben wir uns zuerst zwei Wahlstationen angeguckt und dann Reuben besucht, da er für uns einen Igel gefangen hat. Die afrikanischen Igel sehen ein wenig anders aus und haben einen natürlichen Feind mehr als die europäischen: den Menschen.
Igel werden hier auch gerne mal gegessen und vllt. werde ich diese außergewöhnliche Speise innerhalb des nächsten halben Jahres auch nochmal probieren. Genauso wie weiße Ameisen und Antilope.
Ich weiß gar nicht, ob ich geschrieben habe, dass ich frittierte Heuschrecken probiert habe, falls ja, doppelt sich das jetzt. Auf jeden Fall kann man während bestimmter Jahreszeiten hier Heuschrecken kaufen, auf der Straße für ca. 10 Cent pro Tüte. Sowohl frittiert als auch roh.
Schmeckt ganz OK, nur allzu genau hingucken sollte man nicht, da ja bekanntlich das Auge mitisst.

Kleine Abschweifung; nach unserem Besuch bei Reuben haben wir den Rest des Tages bei Lauren verbracht, Filme geguckt, Bier und mit den anderen Freiwilligen telefoniert, um auf dem Laufenden zu sein.
Gestern und heute sind wir Zuhause geblieben und haben es dem ugandischen/englischen Vorbild gleichgetan: den ganzen Tag über den Fernseher, den wir aus der Branch ausgeliehen haben, laufen lassen.

Mal schauen, ob die Oppositionskandidaten die Wahlergebnisse so annehmen, ein Kandidat (2%) hat schon gesagt, dass er sie nicht annehmen wird. Man wird sehen.

Soviel vorerst von mir, ich hoffe, ich konnte euch einigermaßen ein Bild von den Wahlen hier in Uganda vermitteln.
Liebe Grüße, Nico

Dienstag, 8. Februar 2011

Letzten Zwei Wochen

Kumi, 08.02.2011

Mal wieder neues aus Kumi, der letzte Eintrag ist ja schon etwas länger her.
Was ist seit dem 25.01 passiert?!
Es hat sich herausgestellt, dass Eike doch keinen Bakteriellen Infekt, sondern Fleckenfieber, eine Typhusart hatte. Das ganze ist dadurch herausgekommen, dass ihm die Medikamente gegen eine bakterielle Infektion nicht geholfen haben und er folglich wieder zum Arzt gefahren ist. Nach dem Ausschlussverfahren war es dann das Fleckenfieber, allerdings ohne die typischen Flecken, und jetzt muss der gute einen Monat lang Antibiotika nehmen. Da er mittlerweile wieder gesund ist, scheint die Prognose dieses mal gestimmt zu haben.

Eine andere Neuerung ist, dass unser BC versetzt worden ist und sich momentan schon gar nicht mehr in Kumi aufhält. Er wird am Ende dieser Woche noch einmal zurückkehren um einige organisatorische Dinge zu klären und anschließend die Branch zu übergeben. An wen ist momentan noch völlig unklar, also zu Erst einmal an das Branch Governing Board. Einen neuen BC kriegen wir frühstens im April, da das Rote Kreuz allerdings auch an chronischem Geldmangel leidet, werden 10-30% der Mitarbeiter entlassen, sodass es gut sein kann, dass wir keinen neuen BC kriegen. Folglich wäre Ben dann unser Chef...
Naja, das Geld reicht noch aus, um das neue Headquarter in Kampala zu bauen, eines der wenigen Hochhäuser der Stadt.

Kulinarisch hat sich in Kumi ein kleines Wunder aufgetan, und zwar ist es uns möglich Schnitzel zu machen!!! Dazu muss man morgens zur „Butchery“ gehen, einer kleinen Holzhütte mit Fenster und einem Baumstumpf innen drin, und fragen, ob heute ein Schwein geschlachtet wurde. Ist dies der Fall, und ist das Schwein noch nicht mit der Machete zerhackstückelt worden, kann man dem guten Schlachter zeigen, welchen Teil des Schweines man den gerne hätte, sodass es möglich ist, den Schultermuskel in einem Stück zu kriegen!!!
Diesen muss man anschließend nur noch von Knochen wie Rippe oder Wirbelsäule befreien, Fett wegschneiden und etwaige Sehnen entfernen (dauert ca 1-1 ½ h) und schon hat man das perfekte Schnitzelfleisch. Da Josef, unser mittlerweile ehemaliger BC, einige Zeit in Dänemark verbracht hat, und dort in die Vorzüge der europäischer Küche gekommen ist, hat es selbst ihm das Schnitzel angetan und als Folge dessen hat er nicht einen, nein, sogar zwei Schnitzelklopfer oder Hämmer, wie auch immer sie heißen mögen, in seinem Haushalt gehabt. Gehabt, da jetzt einer in unseren Besitz übergegangen ist. Mag alles recht uninteressant klingen,wenn man die Tiefkühltruhe bei Lidl oder eine Fleischtheke um die Ecke hat, hier allerdings ist es das einzige Fleisch, was wir uns trauen, selbst zuzubereiten.

Das letzte Wochenende habe ich mal wieder mit einigen anderen Freiwilligen in Jinja verbracht,wo wir Freitag Fußball geguckt haben, es wurde Bundesliga übertragen, und Samstag feiern waren.
Das vorherige Wochenende war ich in Busia, da dort eine „Youth & Volunteer New Years Party“ stattfinden sollte. Die „Party“ war wieder typisch ugandisch. Beginn: 12:00 Uhr; unsere Ankunft: 15:00 Uhr; tatsächlicher Beginn: 17:00 Uhr. Dann wurden erst mal große Reden geschwungen, natürlich wird auch immer ein Beitrag der deutschen Freiwilligen erwartet, den man sich dann aus dem Ärmel schütteln darf, und als Abwechslung gab es Karaoke und Tanzeinlagen. Anschließend wurde gegessen und wir sind wieder gegangen, mit einigen Freiwilligen der Busia Branch ein Bier trinken.
Auf dem Rückweg habe ich mich gefreut, dass ich einen Coaster (ca. 30 Sitzplätze), also einen Minibus, ein Zwischending zwischen richtigen Bus und Taxi, erwischt hatte. Die Freude hielt allerdings nur die Hälfte der Strecke an, da dann, durch ein Schlagloch, irgendein Teil der Unterseite des Coasters abgerissen wurde, sodass es teilweise über den Boden schleifte, teilweise noch am Bus befestigt war. Folglich ist der Coaster die restliche Strecke mit max. 30 km/h gefahren, sodass wir teilweise sogar von Fahrrädern überholt wurden und die Fahrt von Busia nach Kumi sechs Stunden gedauert hat.

Arbeitsmäßig ist nicht soviel passiert, die ein oder andere Kleinigkeit und regelmäßige Aktivität, und wir haben einen Youth Link mit Samen unterstützt, damit sie diese kultivieren können um so für den Link und sich selbst ein kleines Einkommen zu erlangen. Das ganze soll theoretisch so laufen, dass wir das Geld, welches wir jetzt für die Samen ausgegeben haben, zurückbekommen, sobald die Pflanzen reif,geerntet und verkauft sind, um damit anschließend andere Links unterstützen zu können. Praktisch bezweifle ich, ob wir das Geld jemals wiedersehen werden.
Letztes Jahr gab es ein ähnliches Projekt, in dem Samen an verschiedene Gruppen verteilt wurden, von denen es allerdings nur eine Gruppe geschafft hat, sie auch richtig anzubauen und zu pflegen. Die anderen Gruppen haben die Samen zu spät gepflanzt, wenig gegossen etc..
Diesmal unterstützen wir nur die eine Gruppe und ein RC Mitglied, das Agriculture studiert hat, zeigt dem Link, wie man Gemüse richtig anpflanzt. Ich bin gespannt.

Eike und ich haben geplant, einen Ofen zu bauen, da wir ja vermutlich in Zukunft nicht unbedingt mit Arbeit überhäuft werden, um dann ein bis zwei mal wöchentlich Backen zu können und somit der Branch ein kleines Einkommen zu verschaffen, damit andere Aktivitäten finanziert werden können. Mal schauen was daraus wird, aber wenn keiner nichtsüßes Brot haben will, sind Eike und Ich unsere besten Kunden!

Das war es erst mal von mir,
Schöne Grüße ins mittlerweile nicht mehr ganz so kalte Deutschland, wie ich gehört habe.

Dienstag, 25. Januar 2011

Stromausfälle und sonstiges

Kumi, 25.01.2011
Lange ist´s her... Der Grund dafür ist, dass momentan wieder einmal Stromausfall ist (seit ca. 4 Tagen) und damit verbunden auch kein Wasser mehr gepumpt werden kann. Daher habe ich mich die letzten Tage über mit Wasserkanistern versorgen lassen, was ein teurer Spaß ist, da momentan ein 20l Kanister ca. 17 Cent kostet! Mit Toilette, Waschen, Spülen etc. kommt man ganz gut mit 2-3 Kanistern täglich aus, sodass ich im Moment ca. 50 Cent für Wasser ausgebe.
Wasser kriegt man hier, in Fällen von z.B. Stromausfall, in denen dann kein Wasser mehr gepumpt werden kann, von „fahrenden Händlern“. Diese fahren den ganzen Tag Kanister, an die 12 Stück, mit einem selbst zusammengeschweißten Karren (Meist Metallschrott und 2-4 Fahrradreifen) durch die Straßen und beliefern die Haushalte mit Wasser. In Fällen von Wasserknappheit erhört sich natürlich der Preis, da die Leute auf so einen Bringdienst angewiesen sind. Anfangs bezahlten wir 10 Cent, mittlerweile sind wir bei oben genannten 17 Cent angelangt. Naja, irgendwo mit muss man ja schließlich sein Klo abspülen...

Am vorletzten Wochenende war ich alleine unterwegs, da Eike in Entebbe war, um gegen Malaria behandelt zu werden. Samstag bin ich nach Mbale zu Vincent und Sabrina gefahren und habe dort den Tag verbracht. Hauptsächlich mit im Restaurant sitzen, Soda trinken, reden, Film gucken und PC spielen (ja, das geht auch hier in Afrika mit dem entsprechenden Equipment!!!). Abends waren wir dann noch auf einem Geburtstag und anschließend, als sich dieser als ein sich langsam auflösendes „sitting together“ entpuppte, in einer Kneipe.
Sonntag ging es dann schon „relativ“ früh für mich zurück nach Kumi (halb 11), da ich nachmittags Wilson in seinem Dorf besucht habe. Er hat mich dann um zwei Uhr mit einem Motorrad hier abgeholt und wir sind ca. 40 Mins. gefahren. In dem Haus, oder viel mehr auf dem Grundstück, lebt momentan Wilsons Vater mit zwei seiner drei Frauen,Wilsons Bruder,Wilsons Tante und gelegentlich Wilsons. Dem entsprechend groß war auch das Grundstück mit samt vielen Mango und Orangen Bäumen. Nachdem mir alles gezeigt wurde und ich einige mir völlig unbekannte Früchte probieren konnte, von denen ich weder englischen noch lokalen Namen behalten habe, gab es dann Essen.
Als besonderer Gast habe ich Cassava, Atap (Hirse“brot“),Fisch und Perlhuhn (zum ersten mal in meinem leben!) angeboten bekommen. Natürlich war alles wirklich sehr lecker, vor allem das Perlhuhn hat es mir angetan, und zum Nachtisch gab es frische Mangos und geröstete Erdnüsse.
Selbst wenn eine Familie sehr arm ist, ist es hier brauch, das einzige Huhn der Familie zu Ehren von Gästen zu schlachten, oder, auch wann man es sich eigentlich gar nicht leisten kann, Bier zu kaufen, nur um dem Gast eines anzubieten. Dem entsprechend unhöflich ist es auch, etwas abzulehnen.
Auf jeden Fall hatte ich danach ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, da ich als Gastgeschenk nur etwas Seife, Zucker und Flugzeuge für die Kinder mitgebracht habe...
Anschließend sind Wilson und ich noch zum Lake Bysina gefahren und haben uns ca. 30 Meter auf den See hinaus paddeln lassen. In Augenblicken wie diesen fasziniert mich Afrika mit seiner wunderhaft schönen Natur immer wieder auf´s Neue und ich kann nur jedem empfehlen,selbst einmal diesen Kontinent zu bereisen!
Zurück ging es dann natürlich mit einer gehörigen Portion an fischen Mangos, Orangen und Erdnüssen, die mein schlechtes Gewissen nur noch verstärkt haben.
Nächstes mal bring ich ein Huhn oder ähnliches als Gastgeschenk mit, auch wenn die Kinder die Flugzeuge geliebt haben.
Die Woche war eher ruhig bis hin zum Stillstand, da unser BC, der in den nächsten Wochen versetzt wird, auf einem Mitarbeiter Treffen in Kampala war und der Strom auch letzte Woche schon regelmäßig gefehlt hat. Stattdessen wurde dann Nachmittags viel in Kneipen rumgesessen und mit zwei Peace Corps Volunteers Bier getrunken. Auch mal eine nette Abwechslung.
Einige kleine Dinge habe ich allerdings schon noch erledigt, wobei ich mich auch direkt strafbar gemacht habe. Und zwar hängen momentan überall im ganzen Land, auf jeder nur erdenklichen freien Flächen, Wahlplakate, also auch auf unserem Red Cross Schild. Da ich eine gewisse Unverträglichkeit darin und der Tatsache, dass das Rote Kreuz unpolitisch, also, wie in den Prinzipien gesagt, Neutral ist, gesehen habe, habe ich kurzer Hand die Plakate entfernt. Nachher wurde mir allerdings gesagt, dass das Entfernen von Wahlplakaten illegal ist, sodass ich froh sein kann, nicht festgenommen worden zu sein.
Freitag abends haben wir, Vincent, Sabrina, Lauren, Eike und ich gekocht, typisch Deutsch: Kartoffelpüree, Sauerkraut und Frikadellen. Leider hat sich am nächsten Tag herausgestellt, dass das Fleisch nicht ganz so gut verträglich, oder/und teilweise nicht richtig durchgebraten war. Folglich lag ich Samstag das erste mal in Uganda richtig flach, mit einer schönen Lebensmittelvergiftung. Der Tag bestand eigentlich nur zwischen einem regen Pendelverkehr zwischen Klo und Bett und dem dauerhaften Konsum von Elektrolytlösungen und Magentees.
Allerdings trat Samstag Abend schon die Besserung ein, sodass ich meine erste richtige Krankheit in Uganda gut überstanden habe (Hoffentlich!).
Eike hingegen ging es durchgehen schlecht, sogar schon vor dem kontaminierten Fleischkonsum am Freitag, sodass wir Sonntag beide zwei Malariatests gemacht haben, wovon einer bei ihm positiv war.
Folglich ist er gestern nach Kampala gefahren, um sich einmal abchecken zu lassen, diesmal von einer britischen Ärztin, und dabei ist herausgekommen, dass er eigentlich gar kein Malaria hat.
Vermutlich hatte er auch schon 1 ½ Wochen zuvor kein Malaria, sondern einen nicht näher bestimmbaren bakteriellen Infekt. Allerdings hatte man es im lokalen Krankenhaus in Kampala nicht für nötig gehalten, noch einen Malariatest zur Kontrolle zu machen...
Jetzt geht es ihm schon besser, auch wenn er erst einmal in Entebbe bleibt, um den weiteren Krankheitsverlauf zu beobachten.

Am Rande noch, was mit heute doch schon sehr geärgert hat, und das betrifft ausnahmsweise Deutschland und nicht Uganda. Im web.de Blickpunkt waren die Topthemen, dass „sexy Cora“ an einer Hirnlähmung gestorben ist und das Sarah das Jungelcamp beendet hat. Geht’s noch?! War nicht z.B. gestern ein Anschlag in Moskau mit 35 Toten?!
Bescheuerte Medienkultur, dass solche Schlagzeilen interessanter sind...

Das soll vorerst von mir reichen, ich halte euch auf dem Laufenden!

P.S.: Heute sind in Uganda unzählige Wahlzettel mehr als registrierte Wähler eingetroffen, was damit wohl passieren mag, doch etwa kein Wahlbetrug... Ach ja, und das Prinzip der Wahlkarten ist gescheitert, stattdessen kriegen die Leute, die schon gewählt haben, den Finger mit „nicht wasserlöslicher Tinte“ markiert.

Freitag, 14. Januar 2011

erstes we und erste Arbeitswoche

Kumi, 14.01.2011

Nach den Ferien und den Reisen könnte man meinen, dass erst einmal ein Wochenende Ruhe anstand, aber dem ward nicht so, da Carstens Geburtstag bei uns in Kumi gefeiert wurde. Daher sind freitags Abends schon die ersten Gäste (Carsten, Franny und Inger) eingetrudelt, um für die Feier am nächsten Tag alles vorzubereiten. Samstag morgen wurde auf dem Wochenmarkt alles für das geplante Grillfest eingekauft, inkl. Fleisch. Da Fleisch aber fast ausschließlich in Lebenform verkauft wird, bestand der Hauptbestandteil des Grillens aus vier lebenden Hühnern, die abends geschlachtet werden sollten.
Anschließend ging es an das Aufbauen und Vorbereiten des „Grills“ (Kohlebriketts in einem Viereck aus Backsteinen), das Anschaffen der Getränke und das Vorbereiten des Salats, der Guaccamole und des Stockbrotteigs während im Laufe des Tages die restlichen Freiwilligen eintrafen.
Highlight des Abends waren dann natürlich die Hühner. Schlachten durften Carsten, Stefan , Eike und ich, in eben genannter Reihenfolge. Carsten meinte zu beherrschen, wie man das Huhn anschließend ausnimmt, da er es schon mal unter Anleitung getan hatte, und durfte deshalb anfangen.
Huhn schlachten läuft wie folgt ab: als erstes muss man den Hals des Huhnes rupfen, da man anschließend das Huhn auf den Boden legt, einen Fuß auf die Flügel, den anderen auf die Hühnerfüße stellt, und schließlich mit einem scharfen Messer dem Huhn den Kopf abschneidet. Allerdings sollte man noch ein wenig auf dem Huhn stehen bleiben und den Kopf nach unten drücken, da der Hühnerkörper sonst noch auf blöde Ideen kommt und man ein Huhn ohne Kopf einfangen bzw. aufsammeln muss.
Klingt brutal, ist es aber eigentlich nicht. Der Hals ist in ca. 2 Seks durch, danach zuckt das Huhn vllt noch ein, zwei Minuten, aber spüren tut es ja nichts mehr. Auch ist es fast überhaupt nicht blutig, ich hatte nur einige weniger Spritzer an der linken Hand, auf dem Boden war fast gar nichts.
Anschließend haben wir die Hühner mit heißem Wasser übergossen und gerupft. Nicht ganz so spaßig, aber schließlich möchte man beim Essen keine Federn zwischen den Zähnen hängen haben.
Dann kam der spaßige Teil. Carsten wusste dann doch nicht mehr ganz genau, wie man ein Huhn ausnimmt, und letztendlich lief es darauf hinaus, dass er das Huhn einfach in der Mitte, also oben und unten, auseinander gerissen hat. Daher durften wir alle sehr genau die Anatomie eines Huhnes studieren, alles noch an der richtigen Positionen im Huhn; Kann ich nur jedem Biokurs empfehlen.
Da uns anderen diese Art des Ausnehmens doch eher suspekt erschien, hat Stefan seinen Opa angerufen, der Schlachter war, und sie die deutsche Art, Hühner aus zunehmen erklären lassen. Bei dieser Art schneidet man in das Huhn hinten ein Loch, und holt anschließend alles durch dieses Loch raus. Ich kann nur soviel sagen: ganz schön glitschige Angelegenheit und bestimmt nicht jedermanns Sache. Ich persönlich muss es auch nicht unbedingt jedes Wochenende machen.
Das war es eigentlich vom Huhn Schlachten und Ausnehmen. Es folgte nur noch das herausschneiden des Fleisches und anschließend das Grillen.
Wenn man erst mal sieht, wie viel Brustfilet nur an einem normalen Huhn dran ist, fragt man sich doch schon, wie die Legehennen, von denen das Fleisch in unseren Supermärkten kommt, aussehen müssen....

Sonntags haben wir dann aufgeräumt und uns erholt. Vincent, Carsten, Franny und Paul sind noch eine Nach länger geblieben und Abends haben wir noch einen Film gesehen. Soviel zu unserem ersten Wochenende 2011 in Kumi.

Die erste „Arbeitswoche“ begann am Montag mit einem Meeting, bei dem besprochen wurde, wann wir weitere Meetings haben, und was in diesen Meetings besprochen werden soll...
Dem entsprechend kurz war das Meeting auch.
Anschließend durften wir uns wieder in das ugandische Arbeitsleben einfinden und haben den Rest des Tages gelesen, Deutschstunden vorbereitet und aufgeschrieben, was wir für den Rest des Jahres planen. Abends hatten wir dann noch Besuch von einem Freiwilligen, der uns aus seinem Dorf 4 Mangos und einige Orangen mitgebracht hat. Sehr nett und schmackhaft!
Dienstag habe ich mich Richtung Kampala aufgemacht, da einige Leute, unter anderem Ich, in November im Nil an den Bujagali Falls schwimmen waren. Als erstes hat Carsten festgestellt, dass er Bilharziose hat, da er sich zusammen mit anderen Freiwilligen aus Kampala hat testen lassen. Anschließend hat Vincent sich testen lassen, auch positiv. Am 07.01 haben Stefan und Tim sich testen lassen, beide ebenfalls positiv, sodass ich am Dienstag in der Gewissheit nach Kampala gefahren bin, ebenfalls Bilharziose zu haben.
Allerdings hat sich bei dem Test herausgestellt, dass ich der „lucky one“ (Krankenschwester) bin, und als einziger keine Bilharziose habe! Zwar sehr unwahrscheinlich, aber anscheinend wahr, und sehr glücklich für mich.
Dienstag ging es dann kurz in das Headquarter in Kampala, ein paar Dinge erledigen, und anschließend zurück nach Kumi.
Gestern wurden im Office einige organisatorische Dinge erledigt, wie z.B. das verlängern unseres Mietvertrages oder das Schreiben von Briefen.
Heute war dann eher entspannt und ich konnte morgens, auf Grund von fehlendem Strom, Zuhause bleiben und Nachmittags habe ich mich auch nur zum Kisuaheli lernen und Einkaufen aus dem Haus bewegt.
Morgen geht’s vermutlich nach Mbale zu Vincent und Sabrina und Sonntag Wilson in seinem Dorf besuchen.

Zwei Sachen sind noch erwähnenswert:
1. habe ich momentan „sturmfreie Bude“, da Eike sich momentan in Entebbe befindet, da er „Flop Malaria“ hat. Die einzigen Symptome sind Husten, leichte Hals- und Kopfschmerzen. Und da er sofort Medikamente bekommen hat, Hals- und Kopfschmerzen auch nur am ersten Tag. Komische Krankheit...
2. haben wir vermutlich den nächsten Monat kein fließend Wasser im Haus, da der Druck auf den Leitungen in der Trockenzeit nicht ausreicht, um Wasser in unseren Tank zu pumpen. Folglich darf ich jetzt jeden Morgen um halb 8 aufstehen und unsere Kanister mit Wasser füllen...
Das wird noch spaßig den nächsten Monat!

Donnerstag, 6. Januar 2011

Mombasa, Sansibar und Lushoto

Kumi, 06.01.2011

Vor weg erst einmal allen einen frohes neues Jahr und alles, alles gute für 2011!!!
Seit gestern gegen Mittag bin ich wieder wohlbehalten in Kumi angekommen, nachdem ich die letzten 25 Tage ein wenig durch Ostafrika, genauer genommen Kenia und Tansania, gereist bin.
Hier ein kleiner Urlaubsbericht und Kurzzusammenfassung in einem, da mir schon die ersten Sachen nicht mehr ganz präsent sind, da so viel passiert ist.

Am 12.12 ging es von Mbale aus mit dem Bus Richtung Mombasa. Die Busfahrt dauerte gut 12 Stunden mit etwa 1 ½ h Aufenthalt an der Grenze. Da es in Ostafrika nichts dergleichen wie das Schengen-Abkommen gibt (welches unendlich gut ist!!!) muss man sowohl bei der Ausreise ein Formular ausfüllen und seinen Reisepass abstempeln lassen wie auch bei der Einreise noch einmal das gleiche Prozedere über sich ergehen lassen; Sprich 200m weiter.
Direkt nach der kenianischen Grenze wurden wir dann auch direkt von Militär angehalten, mussten alle aussteigen, uns in Reihen im Busscheinwerfer aufstellen, unsere Pässe vorzeigen und unser Gepäck durchsuchen lassen. So sieht dann anscheinend eine ostafrikanische Grenzkontrolle aus.
Morgens um 6 a.m. in Nairobi angekommen hatten wir einen Tag Aufenthalt, da unser Bus erst abends weiterfuhr.
Nairobi an sich ähnelt, so zumindest mein Eindruck, eher einer westlichen Hauptstadt als einer ostafrikanischen. Fast ausschließlich Hochhäuser, wenig bis kein Müll auf den Straßen (was vermutlich daran liegt, dass das Verschmutzen der Straße strafbar ist) und ein geordnetes Verkehrs und Straßensystem. Allerdings gibt es auch Slums, diese sind aber in einer Senke außerhalb der Stadt gut versteckt, sodass man sie selbst von den Hochhäusern aus nicht sieht.
Nach ein wenig Sightseeing und einem Ausflug auf ein bekanntes Hochhaus und Konferenzcenter, dass auch auf dem 100 Schilling Schein zu sehen ist, von dem ich aber den Namen vergessen habe, haben wir es uns in einem der Parks Nairobis gemütlich gemacht und ein „Volksfest“ genossen, da gerade am 13.12 irgendein Nationalfeiertag in Kenia war.
Nachts ging es dann weiter nach Mombasa, noch einmal gut 10 Stunden.
Dort angekommen sind wir zu erst zum Backpackers, unserem „Hotel“ für die Tage in Mombasa, gefahren und sind anschließend zum Strand gegangen.
Das Backpackers in Mombasa war allerdings nicht nur ein Hotel, sondern viel mehr eine Art Wohngemeinschaft mit Küche und Aufenthaltsraum und ca. 20 anderen, weißen Volunteers und Langzeitreisenden. Aber später mehr zum Backpackers.
Die Tage und deren Inhalt in Mombasa kann ich nicht mehr so ganz zuordnen, sodass ich jetzt einfach mal ohne Zeitangabe schreibe, was wir alles gemacht und gesehen haben.
Ein Tag haben wir die Rote Kreuz Branch Mombasa besucht und wurden anschließend durch die Stadt geführt. Einen anderen Tag waren wir im „Fort Jesus“, einem von Portugiesen erbautem Fort, dass von oben die Form eines Menschen, anscheinend Jesus, hat. Danach ging es in die Altstadt und, mal wieder, zum Strand. Am 17.12, glaube ich zumindest, haben wir noch einen Tagesausflug nach Malindi unternommen um dort die Rote Kreuz Branch zu besuchten und den Marine National Park zu besichtigen. Ein eher unspannender Strandabschnitt mit Korallen davor, auf die man nicht treten durfte, sprich man konnte auch nicht schwimmen.
Soweit das Programm des Youth Exchanges.
Daneben sind noch einige andere Sachen passiert, wie z.B., dass das Backpackers aus ihrem Haus geschmissen worden ist, und daher mit Sack und Pack und Leuten an einem Tag umziehen musste. Um dem Landlord noch eine möglichst hohe Stromrechnung als Rache zu hinterlassen liefen die letzten zwei Tage ununterbrochen alle Klimaanlagen, Ventilatoren und Lichter des Hauses. Das neue Haus war musste zuerst am Umzugstag von den alten Besitzern verlassen werden, sodass sich der ganze Umzug bis ca. 9 p.m. hingezogen hat. Den ganzen Tag über wurde Teil für Teil das gesamte Mobiliar des Backpackers auf einen Lastwagen verfrachtet und zur neuen Adresse transportiert. Als letztes waren dann die Gäste samt Couchgarnitur und Kühlschrank dran, sodass sich gegen halb 9 ein halb beladener Transporter mit ca. 30 Muzungus hinten drauf in Bewegung setzte. Das ganze war ein relativ lustiges Spektakel, sodass der Großteil der Einheimischen schon mal am Straßenrand mit großen Augen stehen blieb oder der ein oder andere Autofahrer uns belustigt mit Hupen begleitete. Im Neuen Haus hat dann der Großteil der Leute auf dem Dach, dass offen und überdacht war, geschlafen oder sich einfach irgendwo im Haus eine Matratze zurecht gelegt.
Alles in allem eine sehr lustige Angelegenheit, dass einzig blöde ist, dass dabei meine Kamera verschwunden ist. Naja, man kann nicht alles haben...
Zwei Sachen sind zum Backpackers noch erwähnenswert: 1. dass unser Wachpersonal aus 4 Massai Kriegern bestand die zum Teil auch einige Fetzen Deutsch wie z.B. „Alles Spaghetti?“ konnten und 2. einer der Mitbesitzer, Bob. Von Bob kann ich ehrlich sagen, dass er einer der lustigsten Menschen ist, die ich je getroffen habe. Bob kommt aus Südafrika, weiß nicht genau ob er in Austinburg oder Johannesburg geboren ist und „leitet“ das Backpackers mit. Von den 8 Tagen in Backpackers war Bob 6 oben ohne, natürlich immer mit der gleichen Hose an (und ohne Unterwäsche), einen Abend hatte er ein T-Shirt an und an dem Tag, an dem er Besuch bekommen hat, sogar ein (falsch zugeknöpftes) Hemd. Bob selbst war übertrieben am zittern, da er früher anscheinend mal Epileptiker war, aber vermutlich auch irgendwelche harten Drogen genommen hat und hatte meistens überhaupt keine Ahnung von irgendwas. Auf die Frage, wo Klopapier ist kam dann schon mal „Actually... I Don´t know anything“. Bobs Zimmer im neuen Haus war der Platz unter der Treppe, wo er dann auf einer Isomatte und einer Eisentruhe als Kopfkissen geschlafen hat, da im restlichen Haus Platzmangel herrschte. Aber halb so wild, da Bob meistens eh nur zwischen 4 und 8 geschlafen hat, so wie es mir vorkam.

Die meisten von uns sind noch bis zum 21.12 in Mombasa geblieben und haben die Packpackers Atmosphäre genossen, die Zeit am Strand verbracht und waren Abends mit den anderen Feiern.

Am 21. ging es dann mit dem Bus weiter nach Dar Es Salam um von dort die Fähre Richtung Sansibar nehmen zu können. Die Fahrt dauerte wieder ca. 10 Stunden inkl. ca. eine Stunde an der Grenze, war aber mit Abstand eine der weniger angenehmen Fahrten, die ich bis jetzt in Ostafrika so zurückgelegt habe. Da die Straße zwischen der Grenze und Tanga (Ja, der Ort heißt wirklich Tanga) gerade erneuert wird ging es auf einer „alternativ“ Straße ca. Stunde lang mehr als nur auf und ab. Ich konnte mich glücklich schätzen, als einer von wenigen mir nicht den Kopf an der Decke gestoßen zu haben.
In Dar Es Salam gab es keine Abendfähre, sodass wir eine für den nächsten Tag gebucht haben und anschließend noch den Abend in Dar, wie es hier alle nennen, verbracht haben. Eine typisch Ostafrikanische Großstadt, die allerdings eher wenig bis gar nichts zu bieten hat und ich persönlich nicht für sehr empfehlenswert empfinde. Wenn möglich kann man einen Bogen drum machen!

Mit der Fähre auf Sansibar angekommen wollten wir direkt weiter nach Pemba, was aber natrülich auch nicht ging, da alle Fähren für die nächsten zwei Tage ausgebucht waren, sodass wir uns entschlossen haben, erst einmal eine Nacht in „Stonetown“, der Altstadt Sansibars zu verbringen. Stonetown besteht aus fast ausschließlich kleinen, verwinkelten Gassen, die sich alle ähneln, aber in denen doch immer etwas anderes verkauft wird und einer Promenade. An dieser, in den Forodhai gardens (oder so ähnlich), bauen täglich gegen 7 p.m. die Fische ihre Stände auf und grillen ihre Fänge. Trotz der Touristenpreise ist es eine sehr schöne Atmosphäre und man kann bei Sesambrot und Krabbenspießen den Sonnenuntergang auf Sansibar genießen. Dies haben wir auch am ersten Abend getan.
Am nächsten morgen, sprich dem 23.12, habe ich mich dazu entschlossen alleine weiter in den Norden der Insel, nach Kendwa, zu reisen, da die anderen noch eine Nacht in Stonetown verbringen wollten und mich das Reisen in einer großen Gruppe etwas angestrengt hat, sodass ich es vorzog, ein wenig alleine unterwegs zu sein.
Im Norden bin ich in „Kendwa Rocks“ im Schlafsaal untergekommen, ein Hotel an einem der weniger Strände Sansibars, an dem man auch schwimmen kann. Dies liegt daran, dass Sansibar fast überall von Korallen und Sandbänken umgeben ist, sodass man erst 2 km durch hüfthohes Wasser laufen muss, bis man endlich schwimmen kann.
Kendwa Rocks liegt direkt am Stand, hat ein nettes aber teures Restaurant, und, am besten von allen, liegen und Betten!!! am Strand unter Sonnenschirmen aus Palmholz und Blättern. Folglich habe ich meine drei Tage, 23.12 – 25.12, in Kendwa größtenteils am Stand verbracht. Wirklich alleine ist man in Hotels mit Schlafsälen ja auch nur, wenn man es drauf anlegt, sodass ich nach einem Tag schon vier andere Deutsche, eine Gruppe Schweden, eine Gruppe Südafrikaner, einen Iren und einen Kanadier kannte. Dem entsprechen habe auch nicht alleine Weihnachten feiern müssen, auch wenn die große Weihnachtsfeier erst am 25 stattfand, und hatte sehr nette Tage in Kendwa.
Am 25.12 bin ich dann mit der Nachtfähre nach Pemba, einer anderen Insel des Sansibar Archipels gefahren, da dort Stefan, Paul und Jan Urlaub gemacht haben.
Pemba ist im Gegensatz zu Sansibar noch wenig Touristisch erschlossen, zumindest der untere Teil der Insel, und daher sieht man dort kaum Weise. Am ersten Tag auf Pemba haben wir uns von einem Fischer zum „Wamba Beach“, einem Strand den man entweder nur durch kilometerlangen Fußmarsch, in einem Hotelbus oder per Boot erreicht. Im Gegensatz zu den Stränden auf Sansibar grenzen die Strände auf Pemba direkt an den (Ur)wald, sodass es möglich ist sich in den Schatten von Kokos- und Bananenpalmen und sonstiger Pflanzen zu legen. Auf Sansibar findet man entweder Felsen oder ewig lange Hotelketten, die an den Strand anschließen.
Neben einem Luxushotel inkl. Pool (ca. 30 Meter vom indischen Ozean entfernt...), in dem Zimmer ab 350$ aufwärts kosten (leider komplett ausgebucht ist bis Silvester), befindet sich am Wamba Beach „nichts“. Folglich haben wir außer Einheimischen aus einem nahe gelegenem Ort und einigen Fischern auch keine Menschenseele getroffen.
Das Wasser war leider sehr Algenlastig, sodass man beim Schnorcheln nur kleine Fische und Seegurken sehen konnte. Eine kleine Enttäuschung, die aber am nächsten Tag wett gemacht wurde.
Da ging es mit den gleichen Fischer nach „Masali Iland“, einem Naturschutzreservat ca 1,5h mit dem Segelboot von Pemba entfernt. Auf dem Weg dorthin haben wir Delphine gesehen, konnten sogar an die zwei Meter an sie heran schwimmen und ein Foto mit meiner Unterwasserkamera machen (Danke nochmal Tobi, Thomas und Arti). Hoffentlich ist es was geworden.
Vor Masali Iland sind wir zum ersten mal Schnorcheln gegangen, allerdings in Wasser das zwischen 5 und 7 Metern tief war. Vermutlich haben die Taucher, die auch da waren, auf Grund der Tiefe mehr von diesem Schnorchel/Tauchplatz gehabt. Allerdings war das Wasser auch so klar, dass man problemlos vom Boot aus bis auf den Grund und die Korallen blicken konnte.
Anschließend sind wir richtig auf die Insel gefahren und haben dort die nächsten vier Stunden verbracht. Direkt vor der Insel befinden sich auch Korallenriffe, die bei Ebbe bis zu nur einem Meter unter der Wasseroberfläche liegen, sodass das Schnorcheln dort von mehr Erfolg gekrönt war. Neben Tintenfischen gab es Clownfische, Wasserschildkröten und Fische in allen erdenklichen Größen und Farben zu sehen. Alles vor verschiedenen Korallenarten, Steinformationen und Riesenmuscheln. Ein sehr schönes Erlebnis, von dem auch einige Unterwasserfotos existieren, auf denen man hoffentlich auch etwas erkennen kann! Auf dem Rückweg haben wir dann noch einmal Delphine gesehen, dieses mal allerdings eine größere Art, vermutlich Tümmler?!
Abends sind wir noch eine Stunde vom Anlegesteg im Hafen gesprungen, haben davon Fotos gemacht und uns den Sonnenuntergang angeguckt.
Den dritten Tag auf Pemba haben wir entspannt verbracht, Karten gespielt, Bücher gelesen und den Abend in der Stadt bei lokalem Essen von der Straße verbracht. Das traditionelle tansanianische Straßengericht sind Pommes, auf die dann Ei gegeben wird, sodass man nachher eine Art Pommesomlett hat. Gewöhnungsbedürftig, aber lecker. Die Tage zuvor gab es Fisch (Red Snapper) und Krabben (nicht zu empfehlen!).
Am 29.12 ging es dann zurück nach Sansibar, da Silvester auf Pemba vermutlich doch eher eintönig zu werden schien, und direkt nach Jambiani, einem Strandort im Süd-Osten der Insel, wo wir zwei Tage geblieben sind. Diese zwei Tage lagen meistens am Strand oder saßen in einer Strandbar, haben Karten gespielt und Bier getrunken.
Am 31.12 ging es dann noch einmal Richtung Norden, Kendwa, da dort jedes Jahr die größte Silvesterparty stattfindet. Allerdings waren alle Hotels/Hostels und Pansionen schon ausgebucht, sodass wir Glück hatten, unser Gepäck in der Rezeption eines Gasthauses über Nacht unterbringen zu können. Wir selbst haben dann bei besagter Silvesterstrandparty, die in Kendwa Rocks stattfand, draußen am Strand geschlafen. Das Feuerwerk konnte allerdings nicht ansatzweise mit deutschen Feuerwerk mithalten, ein paar Raketen und Fontänen mit doch schon längeren Pausen zwischendurch.
Die Party an sich war gut besucht und verteilte sich über den ganzen Strand, dass Restaurant/Bar bis hin in den indischen Ozean.
Am nächsten Tag wurde morgens ein wenig Schlaf am Strand nachgeholt und anschließend ging es wieder nach Stonetown, da am Abend unsere Fähre zurück nach Dar Es Salam ging.
Wieder über Nacht gefahren sind wir früh morgens am 02.01 in Dar angekommen, haben unsere Tickets gebucht und sind anschließend in zwei Gruppen weitergefahren. Eike und ich haben uns Richtung Lushoto, einem kleinen Bergdorf in den Usambara Mountains, begeben, während die andern nach Moshi am Kilimandscharo gefahren sind.
Lushoto liegt ca 1,5 h von der Durchgangsstraße Dar – Nairobi abwärts in den Bergen, hieß früher Wilhelmstal und sollte Hauptstadt der deutschen Kolonie werden. Neben den deutlich angenehmeren Preisen sind uns sofort das kältere Klima, man musste abends lang tragen!!!, und die fehlenden Touristen aufgefallen. Besonders hervorzuheben war das Bett in unserer Pension, in der wir für ein Doppelzimmer mit Bad 7,50 € bezahlt haben, welches das gemütlichste in den letzten vier Monaten war! Schön warm mit Wolldecke in einer Umgebung, in der man sich sogar zudecken muss nachts.
An unserem einzigen ganzen Tag haben wir eine Wandertour zum „Irente View Point“ gemacht. Dorthin ging es durch die Dörfer und Wiesen in den Usambara Mountains, und man hat sich doch schon relativ heimisch gefühlt. Die grünen Berge mit den vielen Bäumen, Büschen und Bächen hätte man ach in Bayern, Österreich oder der Schweiz finden können. Allein die Lehmhütten, Palmen und vielen bunten Vögel haben nicht ganz in das Bild gepasst.
Allerdings haben wir dann noch einen alten deutschen Bauernhof inklusive aller alten Farmgeräte gesehen, welche natürlich nicht mehr benutzt werden. Stattdessen macht man wieder alles mit der Hand und die Farmgeräte verrosten lieber...
Mittagessen gab es dann auf einer „Farm“, auf der selbst Brot, Käse, Butter, Marmelade und Jogurt hergestellt wird. Dem entsprechend gab es dann auch das deutscheste Essen, das ich in den letzten vier Monaten zu mir genommen habe: selbstgemachtes, braunes, nicht süßes Brot, Käse, Butter aus Kuhmilch, Schmierkäse, Pflaumen und Pfirsichmarmelade sowie einen Gemüseteller und Passion Fruit Saft. Sehr, sehr lecker!!!
Der View Point an sich befindet sich auf einer Klippe und bietet einen beeindruckenden Blick auf die Bergketten und die tieferliegenden Dörfer und Städte.
Auf dem Rückweg haben wir dann noch in einem local pub angehalten und das local brew probiert, ein alkoholisches Getränk (Bier genannt, aber irgendwas zwischen Wein, Bier und Sekt) aus Zuckerrohrsaft. Sehr einfach in der Herstellung: Zuckerrohrsaft in einem Licht dichten Behälter fünf Tage Lang gären lassen. Schmeckt allerdings gar nicht mal so schlecht, leicht gegärt mit Kohlensäure halt, aber nicht all zu schlecht.
Abends haben wir dann direkt im Anschluss noch das andere local brew, Bananen“bier“, getrunken, welches man allerdings im Laden in Flaschen abgefüllt kaufen kann. Die Herstellungsweise ist die Gleiche wie bei dem Zuckerrohrbier, allerdings mit Bananensaft als Ausgangsstoff. Schmeckt mit seinen 10% auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber nicht unbedingt schlecht! Würde ich dem Gebräu trauen für 8 Monate frisch zu bleiben, würde ich ein paar Flaschen mitbringen, allerdings weiß ich nicht ob das unbedingt so eine gute Idee ist und habe es deshalb gelassen.
Nach diesem Kurzurlaub in deutsche Gefilde ging es dann am 04.01 wieder Richtung Uganda. Allerdings nicht ohne 3 Stunden Buspanne in Moshi und insgesamt ca. 24 h Busfahrt.
Wir sind am gestern gegen 15.00 p.m. wieder in Kumi angekommen und haben uns beide doch schon ein wenig gefreut, wieder „Zuhause“ zu sein.

Soviel zu meinem Urlaub in „Kurz“fassung. Ist jetzt ein wenig ausführlicher geworden, da doch noch relativ viel präsent ist.

Ich wollte mich auch noch für eure vielen Mails und Grüße zu Weihnachten und Silvester bedanken, allerdings war mein Mailfach über Weihnachten leider überladen, sodass leider nicht alles bei mir angekommen ist und, wie ich mittlerweile weiß, einige Mails mich nicht erreicht haben. Ärgerlich, kann man aber leider nichts mehr dran ändern.

Da ich meine Kamera verloren habe, werdet ihr noch ein wenig auf Fotos warten müssen. Aber keine Sorge, es gibt genügend Fotos von den 25 Tagen, die ich auch alle spätestens beim Zwischenseminar erhalten werde, sodass ich sie nur mit etwas Verspätung hochladen werde.

Das war es erst mal von mir, beste Grüße aus Uganda und einen guten Start ins neue Jahr,
Nico