Kumi, 25.01.2011
Lange ist´s her... Der Grund dafür ist, dass momentan wieder einmal Stromausfall ist (seit ca. 4 Tagen) und damit verbunden auch kein Wasser mehr gepumpt werden kann. Daher habe ich mich die letzten Tage über mit Wasserkanistern versorgen lassen, was ein teurer Spaß ist, da momentan ein 20l Kanister ca. 17 Cent kostet! Mit Toilette, Waschen, Spülen etc. kommt man ganz gut mit 2-3 Kanistern täglich aus, sodass ich im Moment ca. 50 Cent für Wasser ausgebe.
Wasser kriegt man hier, in Fällen von z.B. Stromausfall, in denen dann kein Wasser mehr gepumpt werden kann, von „fahrenden Händlern“. Diese fahren den ganzen Tag Kanister, an die 12 Stück, mit einem selbst zusammengeschweißten Karren (Meist Metallschrott und 2-4 Fahrradreifen) durch die Straßen und beliefern die Haushalte mit Wasser. In Fällen von Wasserknappheit erhört sich natürlich der Preis, da die Leute auf so einen Bringdienst angewiesen sind. Anfangs bezahlten wir 10 Cent, mittlerweile sind wir bei oben genannten 17 Cent angelangt. Naja, irgendwo mit muss man ja schließlich sein Klo abspülen...
Am vorletzten Wochenende war ich alleine unterwegs, da Eike in Entebbe war, um gegen Malaria behandelt zu werden. Samstag bin ich nach Mbale zu Vincent und Sabrina gefahren und habe dort den Tag verbracht. Hauptsächlich mit im Restaurant sitzen, Soda trinken, reden, Film gucken und PC spielen (ja, das geht auch hier in Afrika mit dem entsprechenden Equipment!!!). Abends waren wir dann noch auf einem Geburtstag und anschließend, als sich dieser als ein sich langsam auflösendes „sitting together“ entpuppte, in einer Kneipe.
Sonntag ging es dann schon „relativ“ früh für mich zurück nach Kumi (halb 11), da ich nachmittags Wilson in seinem Dorf besucht habe. Er hat mich dann um zwei Uhr mit einem Motorrad hier abgeholt und wir sind ca. 40 Mins. gefahren. In dem Haus, oder viel mehr auf dem Grundstück, lebt momentan Wilsons Vater mit zwei seiner drei Frauen,Wilsons Bruder,Wilsons Tante und gelegentlich Wilsons. Dem entsprechend groß war auch das Grundstück mit samt vielen Mango und Orangen Bäumen. Nachdem mir alles gezeigt wurde und ich einige mir völlig unbekannte Früchte probieren konnte, von denen ich weder englischen noch lokalen Namen behalten habe, gab es dann Essen.
Als besonderer Gast habe ich Cassava, Atap (Hirse“brot“),Fisch und Perlhuhn (zum ersten mal in meinem leben!) angeboten bekommen. Natürlich war alles wirklich sehr lecker, vor allem das Perlhuhn hat es mir angetan, und zum Nachtisch gab es frische Mangos und geröstete Erdnüsse.
Selbst wenn eine Familie sehr arm ist, ist es hier brauch, das einzige Huhn der Familie zu Ehren von Gästen zu schlachten, oder, auch wann man es sich eigentlich gar nicht leisten kann, Bier zu kaufen, nur um dem Gast eines anzubieten. Dem entsprechend unhöflich ist es auch, etwas abzulehnen.
Auf jeden Fall hatte ich danach ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, da ich als Gastgeschenk nur etwas Seife, Zucker und Flugzeuge für die Kinder mitgebracht habe...
Anschließend sind Wilson und ich noch zum Lake Bysina gefahren und haben uns ca. 30 Meter auf den See hinaus paddeln lassen. In Augenblicken wie diesen fasziniert mich Afrika mit seiner wunderhaft schönen Natur immer wieder auf´s Neue und ich kann nur jedem empfehlen,selbst einmal diesen Kontinent zu bereisen!
Zurück ging es dann natürlich mit einer gehörigen Portion an fischen Mangos, Orangen und Erdnüssen, die mein schlechtes Gewissen nur noch verstärkt haben.
Nächstes mal bring ich ein Huhn oder ähnliches als Gastgeschenk mit, auch wenn die Kinder die Flugzeuge geliebt haben.
Die Woche war eher ruhig bis hin zum Stillstand, da unser BC, der in den nächsten Wochen versetzt wird, auf einem Mitarbeiter Treffen in Kampala war und der Strom auch letzte Woche schon regelmäßig gefehlt hat. Stattdessen wurde dann Nachmittags viel in Kneipen rumgesessen und mit zwei Peace Corps Volunteers Bier getrunken. Auch mal eine nette Abwechslung.
Einige kleine Dinge habe ich allerdings schon noch erledigt, wobei ich mich auch direkt strafbar gemacht habe. Und zwar hängen momentan überall im ganzen Land, auf jeder nur erdenklichen freien Flächen, Wahlplakate, also auch auf unserem Red Cross Schild. Da ich eine gewisse Unverträglichkeit darin und der Tatsache, dass das Rote Kreuz unpolitisch, also, wie in den Prinzipien gesagt, Neutral ist, gesehen habe, habe ich kurzer Hand die Plakate entfernt. Nachher wurde mir allerdings gesagt, dass das Entfernen von Wahlplakaten illegal ist, sodass ich froh sein kann, nicht festgenommen worden zu sein.
Freitag abends haben wir, Vincent, Sabrina, Lauren, Eike und ich gekocht, typisch Deutsch: Kartoffelpüree, Sauerkraut und Frikadellen. Leider hat sich am nächsten Tag herausgestellt, dass das Fleisch nicht ganz so gut verträglich, oder/und teilweise nicht richtig durchgebraten war. Folglich lag ich Samstag das erste mal in Uganda richtig flach, mit einer schönen Lebensmittelvergiftung. Der Tag bestand eigentlich nur zwischen einem regen Pendelverkehr zwischen Klo und Bett und dem dauerhaften Konsum von Elektrolytlösungen und Magentees.
Allerdings trat Samstag Abend schon die Besserung ein, sodass ich meine erste richtige Krankheit in Uganda gut überstanden habe (Hoffentlich!).
Eike hingegen ging es durchgehen schlecht, sogar schon vor dem kontaminierten Fleischkonsum am Freitag, sodass wir Sonntag beide zwei Malariatests gemacht haben, wovon einer bei ihm positiv war.
Folglich ist er gestern nach Kampala gefahren, um sich einmal abchecken zu lassen, diesmal von einer britischen Ärztin, und dabei ist herausgekommen, dass er eigentlich gar kein Malaria hat.
Vermutlich hatte er auch schon 1 ½ Wochen zuvor kein Malaria, sondern einen nicht näher bestimmbaren bakteriellen Infekt. Allerdings hatte man es im lokalen Krankenhaus in Kampala nicht für nötig gehalten, noch einen Malariatest zur Kontrolle zu machen...
Jetzt geht es ihm schon besser, auch wenn er erst einmal in Entebbe bleibt, um den weiteren Krankheitsverlauf zu beobachten.
Am Rande noch, was mit heute doch schon sehr geärgert hat, und das betrifft ausnahmsweise Deutschland und nicht Uganda. Im web.de Blickpunkt waren die Topthemen, dass „sexy Cora“ an einer Hirnlähmung gestorben ist und das Sarah das Jungelcamp beendet hat. Geht’s noch?! War nicht z.B. gestern ein Anschlag in Moskau mit 35 Toten?!
Bescheuerte Medienkultur, dass solche Schlagzeilen interessanter sind...
Das soll vorerst von mir reichen, ich halte euch auf dem Laufenden!
P.S.: Heute sind in Uganda unzählige Wahlzettel mehr als registrierte Wähler eingetroffen, was damit wohl passieren mag, doch etwa kein Wahlbetrug... Ach ja, und das Prinzip der Wahlkarten ist gescheitert, stattdessen kriegen die Leute, die schon gewählt haben, den Finger mit „nicht wasserlöslicher Tinte“ markiert.
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