Donnerstag, 26. Mai 2011

Malaria und andere Späße

Kumi, 26.05.2011

Wieder einmal Neuigkeiten aus Kumi.
Fangen wir mit dem kürzeren Teil an, der Arbeit. Seit der Rote Kreuz Woche ist hier relativ wenig passiert, einige Berichte und Reports wurden geschrieben, neue Blumen ums Office herum gepflanzt und unser Volleyballteam hat an einem Turnier teilgenommen (glorreicher Letzter). Ansonsten findet sich wieder viel Zeit zum Lesen, Schach und Dame spielen oder Sodokus lösen.
Diese Flaute liegt größtenteils daran, dass die Schule hier diese Woche erst wieder angefangen hat und daher die Arbeit mit den Schulen weggefallen ist.

Dafür, dass so wenig Arbeit da war, hab ich mir dann einen anderen Zeitvertreib gesucht: Malaria. Ich meine, man kann ja auch schlecht ein Jahr in Afrika leben, ohne sich zumindest eine ernsthafte Tropenkrankheit zugelegt zu haben.
Letzte Woche dienstags war es dann soweit, ich lag mit Kopfschmerzen und Fieber im Bett. Denn Mittwoch noch abgewartet, vllt. ist es ja doch nur eine Grippe, und nach nicht eingetretener Besserung dann Donnerstag in Kumi zum Testen: positiv. Also den nächst besten Bus nach Kampala genommen, zwischendurch bei der Pinkelpause kurz ohnmächtig geworden, mit dem Gesicht gebremst, meine Brille verloren, mir von netten Leuten aufhelfen lassen und weiter ging es.
In Kampala beim Arzt angekommen wieder zwei Tests gemacht, beide positiv, also kein Zweifel mehr am Befund, erste Dosis Medikamente um 17:00 Uhr genommen und bis 21:00 Uhr in der Praxis abgewartet, wie mein Körper so reagiert.
Während dieser vier Stunden Wartezeit sollte ich vier Liter Wasser trinken, was ich als braver Patient natürlich auch tat. Da allerdings Wasser nur rein, nicht aber raus wollte, war der Plan der Krankenschwester mich über Nacht zum weiteren Flüssigkeitskonsum dazubehalten, gegen den ich mich aber mit dem Versprechen, auch Zuhause weiterhin Wasser zu trinken, wehren konnte.
Also durfte ich dann gegen halb zehn doch noch zu Vera und Sophia fahren, meinem Krankenlager für die folgenden Tage.
Freitag und Samstag habe ich dann halb im Wach-, halb im Schlafzustand verbracht, unabhängig von der Tageszeit. Hier ein paar Allgemeinheiten über Malaria: das schlimmste sind die Kopfschmerzen, Fieber merkt man fast gar nicht; man hat überhaupt keinen Appetit die ersten Tage, also bestens geeignet zum Abnehmen; man muss ständig Wasser trinken und aufs Klo rennen (wenn es denn dann einmal läuft); ansonsten ähnlich einer normalen Grippe.
Sonntag war ich dann wieder soweit hergestellt und die Kopfschmerzen soweit weg, dass es mir wieder möglich war zu lesen, was meinen Alltag doch schon um einiges abwechslungsreicher gestaltet hat.
Montag gab es dann die letzten Tabletten und Dienstag (wenn schon mal in Kampala, dann kann man ja auch alles auf einen Rutsch machen) vor der Rückfahrt nochmal zum Zahnarzt, mit dem ich jetzt hoffentlich auch durch bin.
Jetzt fühle ich mich wieder fit, nehme aber noch 8 Tage lang Antibiotika um auch die letzten Erreger abzutöten.
Soweit mein Malaria Erlebnis, ich hoffe, so etwas bleibt euch erspart!
Liebe Grüße in die Heimat

Montag, 9. Mai 2011

neue Fotos

Hier mal wieder, nach gefühlten Jahren der Bildlosigkeit, einige Fotos, von denen mancheschon älter, manche aus neuerer Vergangenheit stammen:

http://www.flickr.com/photos/54885625@N04/?saved=1

Liebe Grüße

Freitag, 6. Mai 2011

Zeit mit Uwe und danach

Kumi, 06.05.2011
Lang ist´s her und viel ist passiert.
Daher eine kleine Einteilung der Berichte in 1. Zeit mit Uwe und und 2. Zeit nach Uwe.

1: Zeit mit Uwe: Nach der nächtlichen Ankunft des Mzees am Sonntag (kisuaheli für alter, weißer Mann) und dem wohlverdienten Schlaf ging es dann direkt am ersten Tag via Bus in Richtung Kumi. Womit auch der erste Tag schon vorbei war; der Abend wurde genutzt um sich mit Eike samt Eltern und Bruder zu treffen und um sich ein wenig zu akklimatisieren, da es in Deutschland anscheinend doch noch erheblich Kälter war als hier am Äquator.
Am zweiten Tag ging es dann voll ins Geschehen und morgens auf den Wochenmarkt nach Bukedea, dem größten in Kumi und Umgebung. Nach einem Shoppingbummel, so gut es eben auf einem afrikanischen Markt geht, bei dem einige Stoffe und Lebensmittel erstanden wurden, wie z.B. eine Jackruit zum probieren für Uwe, ging es zurück, um sich dann nachmittags mit Reuben zu treffen.
Bei Ruben gab es dann Mangos, traditionelles Essen wie das local bread „attap“ und einen angeregten Austausch zwischen den beiden Lehrern, wie sich die Berufe von Land zu Land (oder vielmehr Kontinent zu Kontinent) doch unterscheiden.
Aber nicht nur Uwe musste nicht auf ugandische „Köstlichkeiten“ verzichten, auch ich bin auf meine Kosten gekommen, da Eikes Eltern und Uwe Schwarzbrot, Käse und Wurst mitgebracht hatten... An jenem besagten Tag durfte ich dann auch gleich feststellen, dass mein Magen kein Brot mehr gewöhnt ist, für das man mehr als 4 Bissen/Scheibe zum Verdauen braucht. Dementsprechend grummelte mein Magen den ganzen Tag hindurch. Aber das nur am Rande.
Abends ging es dann in die Gemeinde, in der Eikes Familie, Florians Familie (am selben Tag angereist) und wir zwei eingeladen waren. Gesessen wurde draußen, da auch noch andere Kirchenmitglieder eingeladen waren, und nach einigen kleinen Reden, „just something little“ (12 verschiedene Sachen) zum Essen, dem local brew, das auch wirklich alle probiert haben (Reaktionen von „Bah, ist das ekelig“ bis hin zu „Man kann es trinken“) war es Zeit für den Tanzpart des Abends, dem auch alle für zumindest ein, zwei Lieder beiwohnten.

Am nächsten Tag ging es erst zum Office und dann zum routinierten Besuch der Rockpaintings.
Mittwoch morgen haben wir uns mit David, einem Freiwilligen getroffen, und sind mit ihm in sein Dorf Manafa gefahren, welches in den Ausläufern des Mount Elgon Gebirges liegt. Dort durften wir dann das tägliche Leben auf dem Land erfahren und ein wenig die Bergwelt erkunden. Was auch für mich neu und das erste Mal war ist, dass wir auch eine Nacht dort im Dorf verbracht haben. Aber der Versuch hat sich gelohnt und es war, auch für mich, ein sehr eindrucksvoller und schöner Tag.
Kurze kleine Essensanekdote (ja, wir haben auch noch was anders gemacht, auch wenn Essen bis jetzt das dominierende Thema ist): Nach einem Ankunftssnack um 14.00 Uhr gab es um 17:30 Mittagessen, um 20:30 Uhr gab es dann Tee und noch einmal einen kleinen Snack, nach dem Uwe und ich uns Zähne geputzt haben, um ins Bett zu gehen. So zumindest der Plan, bis uns David dann darauf hinwies, dass gerade ein Huhn fürs Abendessen geschlachtet wurde. Also gab es dann um 21.30 noch das Abendessen, für das wir wundersamer Weiße auch noch irgendwie Platz gefunden haben. Zum Frühstück gab es dann Nudeln mit gerösteten Erdnüssen...

Am Donnerstag ging es nach Jinja zu den typischen Touristenattraktionen „Source of the Nil“ und den „Bujagali Falls“ und Freitag weiter nach Kampala, von wo aus wir am Samstag unsere drei Tages Safari angetreten haben.

Samstag morgen gegen 9:00 Uhr (Abfahrtszeit 7:30 Uhr) ging es Richtung „Murchison Falls National Park“ mit einem Zwischenstopp im „Ziwa Reservoir“, in dem die einzigen Nashörner Ugandas anzutreffen sind. Diese sind allerdings nur teilweise und auch diese nur zum Teil ugandisch, denn fünf der elf Rhinos kommen aus den USA, drei aus Kenia und die restlichen drei wurden in Uganda geboren (der erste männliche Nachwuchs heißt Obama, da der Vater aus Kenia, die Mutter aus den USA kommt). Eben gesagte Rhinos konnte man dann zu Fuß besichtigen und auch einige Bilder schießen, da die Nashörner die ganze Zeit über unter einem Baum lagen und sich nicht bewegt haben.
Anschließend ging es weiter in den NP zu unserem Camp, wo wir in zweier Zelten geschlafen haben. Sonntag morgen stand ein „Game drive“, also eine Fahrt durch den Park um Tiere zu sehen, auf dem Plan und wir haben Giraffen, Elefanten, Antilopen und sogar drei Löwen gesehen.
Nachmittags gab es eine Fahrt auf dem Nil zu den namensgebenden Murchison Falls, zu denen wir dann gelaufen sind, um das beeindruckende Naturschauspiel aus der Nähe betrachten zu können. Wirklich beeindruckend, wie sich der Nil auf teilweise nur sechs Meter zusammendrängt und dann die Wasserfälle hinunterstürzt.
Montag morgen haben wir noch am „Chimp tracking“ teilgenommen und konnten Schimpansen in ihrer freien Wildbahn beobachten, wie sie ihr Frühstück auf einem Feigenbaum genossen haben. Dabei konnte ich feststellen, dass Schimpansen Gesichter wie alte Menschen haben. Sehr amüsant.

Zurück in Kampala und ohne rechtes Ziel für die nächsten drei Tage haben Uwe und ich uns dann dazu entschieden noch einige Tage im Lake Mburo Nationalpark zu verbringen, zu dem wir dann am Dienstag gefahren sind und, nach einigen Transportproblemen, auch angekommen sind. Das schöne am Lake Mburo Nationalpark ist die Tatsache, dass man dort Safaris zu Fuß unternehmen kann, da es keine Löwen oder Elefanten gibt. Diese Möglichkeit haben wir dann auch am Mittwoch morgen wahrgenommen und konnten neben Antilopen, Büffeln etc. auch Zebras, die nur im Lake Mburo NP anzutreffen sind, beobachten.
Nachmittags ging es dann auf eine Bootstour auf dem Lake bei der man vor allem verschiedene Eisvogelarten und Hippos beobachten konnte und anschließend gab es ein Abendessen beim Sonnenuntergang über dem See.

Der Donnerstag war dann wieder Reisetag, zurück nach Kampala, um dort noch einige Einkäufe erledigen zu können und ein wenig die ugandische Hauptstadt zu erkunden. Dieser Plan hat sich dann leider erübrigt, da am Donnerstag der Oppositionsführer Besigye beim „walk to work protest“ brutalst festgenommen wurde (da er nicht zur Arbeit laufen darf, ist er im Auto gefahren, was der Polizei und dem Militär anscheinend auch nicht gepasst hat, sodass nur vier Dosen Tränengas in sein Auto gesprüht wurden, bevor er festgenommen wurde. Der Gute war daraufhin vorübergehend blind und taub auf einem Ohr und musste zur Behandlung nach Nairobi fliegen).
Die Reaktion auf diesen Akt der Staatsgewalt blieb dann am Freitag nicht aus: es zu den schwersten Ausschreitungen seit Beginn der Proteste mit fünf Toten.
Immerhin konnte Uwe somit vor einer Geräuschkulisse aus Schüssen ein paar Andenken einkaufen und beim Versuch in das Stadtzentrum zu kommen auch mal die ugandische Militärpolizei im Einsatz bestaunen. Nachdem sich die Lage am Nachmittag beruhigt hatte bzw. vom Militär unter Kontrolle gebracht war ging es dann für uns wieder zurück nach Entebbe, vorbei an leeren Tränengashülsen und Brandspuren vom Barrikaden auf der Straße.

Der letzte Tag war dann etwas ruhiger und wir haben den Nachmittag im botanischen Garten in Entebbe verbracht, bevor Uwe dann Nachts wieder Richtung Heimat abgeflogen ist.

2. Zeit nach Uwe: Am Sonntag bin ich dann mit Eike zurück nach Kumi gefahren und wir haben unser Haus wieder bezogen. Während wir weg waren, hat die Regenzeit angefangen, allerdings so doll, dass zum Teil riesige Bäume umgestürzt, Häuser zusammen gebrochen und Strommasten umgeknickt sind.
Montag ging es wieder zur Arbeit und da diese Woche die „international red cross week“ ist, haben wir für verschiedene Aktivitäten geplant, die am Ende der Woche stattfinden sollten.
Allerdings hatte ich seit Freitag Zahnschmerzen, die immer schlimmer wurden, sodass ich Montag Nacht den Bus nach Kampala nehmen musste, um dort einen Zahnarzt aufzusuchen. Eben diese hat dann festgestellt, dass eine Füllung auf den Nerv drückt und sich deshalb der Zahn entzündet hat. Konsequenz: eine Wurzelkanalbehandlung (es ist nur zwei mal während der Behandlung der Strom ausgefallen, ohne Spaß!) und ich muss in drei Wochen für den zweiten Teil nochmal hin. Wie man sich vorstellen kann, war der Dienstag damit für mich auch gelaufen, da ich auch noch wieder nach Kumi zurück musste und somit innerhalb von drei Tagen mehr als 1000km im Bus zurückgelegt hatte.
Mittwoch ging es dann weiter ans Planen und gestern haben wir mit „community work“ angefangen, in dem wir das Krankenhaus geputzt, Müll auf dem Gelände aufgesammelt und Seife an die Patienten verteilt haben. Heute ging es dann morgens weiter, in dem wir den Markt und die benachbarten Straßen gesäubert haben und nachmittags waren wir im Gefängnis, um auch dort Seife zu verteilen.
Für Morgen ist noch geplant die Zebrastreifen in Kumi neu zu streichen, auch wenn anscheinend noch niemand in Uganda den Sinn von diesen zu verstanden haben scheint.

Soviel zur Lage in Uganda,
Liebe Grüße, Nico